MiGeL-Vergütung von TENS- und EMS-Geräten

Ihr umfassender Leitfaden zur Schmerztherapie (TENS) und Muskelstimulation (EMS)

TENS und EMS Vergütung durch die Krankenkasse gem. MiGeL

Moderne Schmerztherapie und die Rolle von TENS/EMS

Schmerz ist ein universelles und oft lähmendes Leiden, das die Lebensqualität von Betroffenen erheblich beeinträchtigen kann. Eine effektive Schmerztherapie ist daher von entscheidender Bedeutung, um Menschen zu ermöglichen, ihren Alltag wieder besser zu bewältigen, ihre Mobilität zu verbessern und ein erfüllteres Leben zu führen. Während medikamentöse Ansätze eine wichtige Säule der Schmerzbehandlung darstellen, suchen viele Patienten und Therapeuten zunehmend nach nicht-invasiven und medikamentenfreien Alternativen oder Ergänzungen.

In diesem Kontext haben sich die Transkutane Elektrische Nervenstimulation (TENS) und die Elektrische Muskelstimulation (EMS) als etablierte Verfahren erwiesen. Diese elektromedizinischen Reizstrombehandlungen spielen in der modernen Schmerztherapie, Rehabilitation und im Muskelaufbau eine wichtige Rolle. Sie bieten vielversprechende Möglichkeiten zur Linderung akuter und chronischer Schmerzen sowie zur gezielten Stärkung und Regeneration der Muskulatur. Dieser Artikel dient als umfassender Leitfaden, der die Funktionsweise von TENS- und EMS-Geräten detailliert erklärt, ihre vielfältigen Anwendungsbereiche aufzeigt und präzise darlegt, wie die Kosten für diese Geräte in der Schweiz über die Mittel- und Gegenständeliste (MiGeL) der Krankenkassen vergütet werden. Ziel ist es, alle wichtigen Informationen klar und verständlich zu präsentieren, um ein vollständiges Bild dieser Therapieoptionen zu vermitteln.

Die MiGeL: Grundlagen und Vergütung von TENS- und EMS-Geräten in der Schweiz

Die Mittel- und Gegenständeliste (MiGeL) ist ein fundamentales Verzeichnis im Schweizer Gesundheitssystem. Sie ist als Anhang 2 der Krankenpflege-Leistungsverordnung (KLV) verankert und listet alle medizinischen Mittel und Gegenstände auf, deren Kosten von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) übernommen werden. Ihr primärer Zweck ist es, eine qualitativ hochwertige, zweckmässige und wirtschaftliche Gesundheitsversorgung sicherzustellen, indem sie genau festlegt, welche Hilfsmittel unter welchen Voraussetzungen vergütungsfähig sind. Die Liste wird regelmässig vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) aktualisiert, um neue medizinische Erkenntnisse und Produktentwicklungen zu integrieren.

Aktuelle Vergütungsregelung für TENS- und EMS-Geräte

TENS-Geräte sind explizit in der MiGeL unter der Position 09.02.01.00.1 aufgeführt, was ihre grundsätzliche Vergütungsfähigkeit durch die Grundversicherung bestätigt. Kombigeräte, die sowohl TENS- als auch EMS-Funktionen umfassen, fallen ebenfalls unter diese Regelung, sofern sie den therapeutischen Zweck erfüllen.

Die Kostenübernahme für diese Geräte ist an bestimmte Voraussetzungen geknüpft:

  • Ärztliche Verordnung: Ein TENS- oder EMS-Gerät muss zwingend von einem Arzt verordnet werden. Dies gewährleistet, dass die Anwendung medizinisch indiziert ist und auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt wird.
  • Therapeutischer Zweck: Das Gerät muss einem klaren therapeutischen Zweck dienen oder der Überwachung einer Krankheit und ihrer Folgen. Es muss die Kriterien der Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit (WZW-Kriterien) erfüllen.
  • Zulassung in der Schweiz: Die Hilfsmittel müssen für den Einsatz in der Schweiz zugelassen sein. (Diese Voraussetzung trifft auf alle bei Sanihaus.ch erhältlichen TENS und EMS Geräte zu)

Seit dem 1. Oktober 2021 differenziert die MiGeL bei den Höchstvergütungsbeträgen (HVB) zwischen zwei Kategorien: dem „HVB Selbstanwendung“ und dem „HVB Pflege“. Diese Unterscheidung spiegelt eine strategische Anpassung im Schweizer Gesundheitssystem wider, die darauf abzielt, die Kostentragung zu optimieren und Anreize für Effizienz zu schaffen. Der höhere „HVB Selbstanwendung“ wird vergütet, wenn das Gerät von der versicherten Person selbst oder von einer nichtberuflich an der Behandlung mitwirkenden Person, wie beispielsweise Familienangehörigen, angewendet wird. Apotheken sind berechtigt, als Rechnungssteller den „HVB Selbstanwendung“ zu verrechnen. Im Gegensatz dazu gilt ein reduzierter „HVB Pflege“, wenn das Gerät im Rahmen von Pflegeleistungen durch Pflegefachpersonen, Organisationen der Krankenpflege und Hilfe zu Hause (Spitex) oder in Pflegeheimen eingesetzt wird. Die Begründung für diesen reduzierten Betrag liegt in der Annahme, dass Pflegeinstitutionen aufgrund ihrer Strukturen keine individuelle Beratung für die Anwendung der Produkte aufwenden müssen und somit effizienter wirtschaften können. Dies impliziert, dass die finanzielle Verantwortung oder der Nutzen an verschiedene Akteure in der Versorgungskette verteilt wird, um die Gesamtausgaben zu steuern.

Promed EMT-6

Die Differenz zwischen dem Verkaufspreis des Geräts und dem jeweiligen HVB, der sogenannte Privatanteil, ist weiterhin von der versicherten Person zu tragen. Apotheken sind zudem verpflichtet, über diesen Privatanteil aufzuklären. Die Vergütung des HVB erfolgt pro Jahr, wobei bei erstmaligem Bezug innerhalb eines Jahres eine anteilige (pro rata) Vergütung erfolgt. Für Patienten ist es wichtig zu wissen, dass sie verpflichtet sind, der Apotheke ihren (auch vorübergehenden) Aufenthalt in einer Pflegeeinrichtung mitzuteilen, da andernfalls der „HVB Selbstanwendung“ verrechnet werden kann. Die Möglichkeit der Kostenübernahme durch die Krankenkassen entlastet Pflegebedürftige und ihre Familien finanziell und organisatorisch erheblich und trägt massgeblich zur Verbesserung der Lebensqualität bei.

Die MiGeL ist kein statisches Dokument, sondern ein dynamisches Regulierungsinstrument. Die kontinuierlichen Aktualisierungen und periodischen Überprüfungen basierend auf den WZW-Kriterien zeigen einen proaktiven Ansatz des BAG, um sicherzustellen, dass die vergüteten medizinischen Hilfsmittel stets wirksam, zweckmässig und kosteneffizient bleiben. Dies hat weitreichende Konsequenzen für Hersteller, die ihre Produkte fortlaufend validieren müssen, für Leistungserbringer, die sich über die neuesten Vergütungsbestimmungen informieren müssen, und für Patienten, die Zugang zu den aktuellsten, zugelassenen Therapien erhalten. Dieses Vorgehen stellt einen Ausgleich zwischen der Förderung medizinischer Innovationen und der Notwendigkeit der Kostenkontrolle im Gesundheitswesen dar.

Die nachstehende Tabelle fasst die wesentlichen Voraussetzungen für die MiGeL-Vergütung von TENS- und EMS-Geräten zusammen:

KriteriumBeschreibung/DetailsRelevanter HVB
Ärztliche VerordnungMuss von einem Arzt verschrieben werden.HVB Selbstanwendung / HVB Pflege
Therapeutischer ZweckMuss einem therapeutischen Zweck dienen oder der Überwachung einer Krankheit und ihrer Folgen; muss WZW-Kriterien (Wirksamkeit, Zweckmässigkeit, Wirtschaftlichkeit) erfüllen.HVB Selbstanwendung / HVB Pflege
Zulassung in der SchweizDas Hilfsmittel muss in der Schweiz zugelassen sein.HVB Selbstanwendung / HVB Pflege
MiGeL-ListungDas Gerät muss unter der MiGeL-Position 09.02.01.00.1 aufgeführt sein.HVB Selbstanwendung / HVB Pflege

TENS-Therapie: Schmerzlinderung durch gezielte Nervenstimulation

TENS, die Abkürzung für „Transkutane Elektrische Nervenstimulation„, ist eine etablierte elektromedizinische Reizstrombehandlung zur Schmerzlinderung. Bei dieser Methode werden elektrische Impulse über selbstklebende Elektroden, die auf der Haut platziert werden, an die darunterliegenden Nerven geleitet. TENS-Geräte sind typischerweise klein, batteriebetrieben und tragbar, was ihre Eigenanwendung zu Hause erleichtert.

Wirkmechanismen der TENS-Therapie

Die schmerzlindernde Wirkung der TENS-Therapie basiert auf mehreren physiologischen Mechanismen:

  • Gate-Control-Theorie: Der primäre Wirkmechanismus ist die sogenannte „Gate-Control-Theorie“ des Schmerzes. Die von den TENS-Geräten erzeugten elektrischen Impulse stimulieren bestimmte, nicht-schmerzleitende Nervenfasern. Diese Stimulation führt dazu, dass die „Schmerzpforte“ im Rückenmark geschlossen wird, wodurch die Weiterleitung von Schmerzsignalen an das Gehirn blockiert oder stark reduziert wird. Patienten beschreiben die Empfindung während der Behandlung oft als ein angenehmes Kribbeln oder Vibrieren.
  • Endorphinausschüttung: Ein weiterer wichtiger Effekt ist die Freisetzung körpereigener, schmerzlindernder Substanzen, den sogenannten Endorphinen. Diese natürlichen Opioide tragen zu einer langanhaltenden Schmerzlinderung bei und können das allgemeine Wohlbefinden verbessern.
  • Durchblutungsförderung und Muskelrelaxation: TENS kann zudem eine durchblutungsfördernde (Hyperämie) und muskelrelaxierende Wirkung entfalten. Dies trägt zur Linderung von muskulären Verspannungen bei und verbessert die Versorgung des Gewebes mit Sauerstoff und Nährstoffen.

Vielfältige Anwendungsgebiete

TENS wird vorrangig zur Linderung einer Vielzahl akuter und chronischer Schmerzsyndrome eingesetzt. Die breite Palette der Anwendungsbereiche zeigt die Vielseitigkeit dieser Therapieform:

  • Rücken-, Nacken- und Kopfschmerzen: Dazu gehören Beschwerden wie das HWS-Syndrom, Ischialgien, Lumbalgien und myointensive Kopfschmerzen.
  • Gelenk- und Muskelschmerzen: Effektive Anwendung bei Myalgien, Arthrose, Arthritis, sowie Schmerzen in Schultern, Hüft-, Knie- und Fussgelenken.
  • Spezifische Schmerzsyndrome: Dies umfasst Phantomschmerzen, Neuralgien (Nervenentzündungen), Menstruationsbeschwerden und Schmerzen aufgrund von Durchblutungsstörungen.
  • Weitere Anwendungen: Die Triggerpunktbehandlung sowie die Linderung von posttraumatischen Schmerzen, Zerrungen und Prellungen sind ebenfalls wichtige Einsatzgebiete.

Die Anpassung an spezifische Schmerzarten und Wirkungszeiten wird durch verschiedene TENS-Arten ermöglicht, darunter konventionelles TENS, APL-TENS, Burst-TENS, Scan-TENS und TENS bei Maximalwerten.

Die TENS-Therapie bietet eine medikamentenfreie und nicht-invasive Option zur Schmerzlinderung, die nur geringe Nebenwirkungen aufweist. Ein wesentlicher Vorteil ist die Möglichkeit der Selbstanwendung zu Hause nach einer ärztlichen Einweisung. Dies fördert die Unabhängigkeit der Patienten und ermöglicht eine flexible, bedarfsgerechte Therapie. Die gezielte Platzierung der Elektroden direkt auf dem Schmerzbereich oder entlang der Nervenbahnen sowie die Anpassbarkeit der Parameter (Frequenz, Impulsdauer, Stromstärke) und Programme ermöglichen eine hochindividuelle Behandlung.

Omron E3 Intense

Obwohl TENS für die Eigenanwendung zu Hause geeignet ist und eine medikamentenfreie Schmerzlinderung verspricht, ist eine anfängliche medizinische Anleitung unerlässlich. Die Notwendigkeit einer „geeigneten Einweisung und Anleitung“ durch einen Arzt und die strikten Kontraindikationen zeigen, dass es sich nicht um eine einfache „Plug-and-Play“-Lösung handelt. Eine unsachgemässe Anwendung oder das Ignorieren von Kontraindikationen könnte zu unerwünschten Ergebnissen oder einer Verschlechterung des Zustands führen. Dies unterstreicht, dass selbst bei scheinbar unkomplizierten Heimtherapien ein verantwortungsvoller Ansatz mit professioneller medizinischer Beratung entscheidend ist, um Sicherheit und Effektivität zu gewährleisten.

Die vielfältigen Wirkmechanismen der TENS-Therapie – von der Blockade von Schmerzsignalen über die Freisetzung von Endorphinen bis hin zur Förderung der Durchblutung und Muskelentspannung – ermöglichen es, Schmerzen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu adressieren. Diese multifaktorielle Herangehensweise erhöht die Vielseitigkeit von TENS und erklärt ihre breite Anwendbarkeit bei verschiedenen Schmerzarten, von akuten Verletzungen bis zu chronischen Erkrankungen. Es zeigt sich, dass TENS nicht nur eine symptomatische Behandlung ist, sondern auch physiologische Prozesse beeinflussen kann, die zu Schmerz und Unbehagen beitragen, was es zu einer umfassenderen nicht-pharmakologischen Option macht.

Wichtige Kontraindikationen und mögliche Nebenwirkungen

Trotz der vielen Vorteile gibt es bestimmte Situationen, in denen TENS nicht angewendet werden sollte:

  • Absolute Kontraindikationen: Dazu gehören Patienten mit Herzschrittmachern oder anderen aktiven Implantaten (z.B. Defibrillatoren), schweren Herzrhythmusstörungen, Epilepsie, akuten bakteriellen oder viralen Prozessen, fieberhaften Erkrankungen, Malignomen (Krebs) und sehr starker Blutungsneigung (Hämophilie).
  • Relative oder lokale Kontraindikationen: Vorsicht ist geboten bei offenen Hautverletzungen, Ekzemen, Verbrennungen, gestörter Sensibilität im Behandlungsareal, Lymphödemen, Thrombophlebitis und Thrombose, ausgeprägter Varikosis sowie während der Schwangerschaft (insbesondere im Bauch-, Hüft- und Beckenbereich). Bei Metallimplantaten sollte bei monophasischem Gleichstrom ebenfalls Vorsicht walten.

Mögliche Nebenwirkungen sind meist lokal und harmlos, wie Hautrötungen oder -irritationen im Bereich der Elektroden. Selten können allergische Reaktionen auftreten. Bei anhaltenden Beschwerden oder einer Verschlechterung des Schmerzes sollte die Anwendung unterbrochen und ein Arzt konsultiert werden.

Die folgende Tabelle bietet einen Überblick über häufige Anwendungsgebiete der TENS-Therapie:

AnwendungsgebietBeschreibung/Nutzen
Rücken-, Nacken- & KopfschmerzenLinderung von Verspannungen und Schmerzen im Lenden- und Halswirbelbereich, bei Ischialgie, Lumbalgie und myointensiven Kopfschmerzen.
Gelenk- & MuskelschmerzenReduktion von Schmerzen bei Arthrose, Arthritis, Myalgien sowie in Schulter-, Hüft-, Knie- und Fussgelenken.
PhantomschmerzenGezielte Schmerzlinderung bei Schmerzen in nicht mehr vorhandenen Gliedmassen.
NeuralgienMinderung von Nervenschmerzen und Entzündungen.
MenstruationsbeschwerdenKrampflösung und Schmerzlinderung im Unterleib.
DurchblutungsstörungenVerbesserung der lokalen Durchblutung und Linderung damit verbundener Schmerzen.
TriggerpunktbehandlungGezielte Behandlung von Schmerzpunkten in der Muskulatur.
Posttraumatische SchmerzenUnterstützung der Schmerzlinderung nach Zerrungen, Prellungen und anderen Verletzungen.

EMS-Therapie: Muskelstimulation für Aufbau und Rehabilitation

EMS, die Abkürzung für „Elektrische Muskelstimulation“ oder „Elektromyostimulation“, unterscheidet sich von TENS dadurch, dass sie primär auf die direkte Stimulation der Muskulatur abzielt, um deren Kontraktion auszulösen. Bei der EMS-Therapie werden elektrische Impulse über Elektroden an die Muskulatur gesendet, wodurch sich die Muskeln zusammenziehen und wieder entspannen – ein Prozess, der der natürlichen Muskelaktivierung während eines Trainings sehr ähnlich ist.

Wirkmechanismus der EMS-Therapie

Normalerweise leitet das Gehirn elektrische Impulse über die Nerven an die Muskeln, um Bewegungen zu initiieren. EMS-Geräte verstärken oder ersetzen diesen natürlichen Prozess, indem sie von aussen elektrische Impulse senden, die die Muskelfasern direkt zur Kontraktion anregen. Die Intensität der Impulse wird dabei so eingestellt, dass eine deutliche, aber niemals schmerzhafte Muskelkontraktion sichtbar wird. Ein wesentlicher Vorteil von EMS ist die Fähigkeit, auch tiefere Muskelschichten zu erreichen, die bei herkömmlichem Training oft schwer zu aktivieren sind.

Breite Anwendungsgebiete

EMS findet breite Anwendung in der medizinischen Rehabilitation, im Sport und zur allgemeinen Muskelkräftigung:

  • Muskelaufbau und -kräftigung: EMS ermöglicht ein hocheffizientes Training zur Steigerung von Kraft, Ausdauer und Muskelmasse. Es kann auch zur gezielten Formung der Silhouette eingesetzt werden.
  • Rehabilitation und Prävention von Muskelatrophie: Besonders wertvoll ist EMS nach Verletzungen oder bei längerer Immobilität, beispielsweise nach Gipsverbänden. Es hilft, dem Muskelabbau entgegenzuwirken und den Wiederaufbau der Muskulatur zu beschleunigen.
  • Verbesserung gestörter Bewegungsabläufe: Durch die gezielte Stimulation spezifischer Muskelpartien kann EMS dazu beitragen, eingeschränkte Bewegungsmuster zu korrigieren und die funktionelle Mobilität zu verbessern.
  • Regeneration und Entspannung: Nach intensiver körperlicher Leistung, wie einem Marathon, kann EMS die Muskelregeneration beschleunigen, muskuläre Verspannungen lösen und Ermüdungserscheinungen reduzieren.
  • Durchblutungsförderung und Lymphdrainage: Die Stimulation der Muskulatur unterstützt die arterielle Durchblutung und kann zur Reduktion von Schwellungen beitragen.
  • Gewichtsmanagement: EMS trägt auf zwei Wegen zur Gewichtsreduktion bei: Während des Trainings verbrennen die stimulierten Muskeln mehr Energie, und der Aufbau von Muskelmasse erhöht den Grundumsatz des Körpers, da Muskelgewebe auch in Ruhe mehr Kalorien verbraucht.

Die Vorteile der EMS-Therapie liegen in ihrer hohen Effizienz, die intensive Effekte bereits mit kurzen Trainingseinheiten von 15 bis 20 Minuten ein- bis zweimal pro Woche erzielt. Sie ermöglicht eine gezielte Ansprache einzelner Muskelgruppen und ist auch bei Immobilität eine wertvolle Unterstützung, da sie Muskeltraining ohne aktive Gelenkbewegung ermöglicht. Die Vielseitigkeit von EMS zeigt sich in ihrer Kombinierbarkeit mit aktiven Übungen oder als passive Anwendung.

Wichtige Kontraindikationen und mögliche Nebenwirkungen

Obwohl EMS viele Vorteile bietet, gibt es wichtige Kontraindikationen und potenzielle Nebenwirkungen, die beachtet werden müssen:

  • Absolute Kontraindikationen: Personen mit Herzschrittmachern oder anderen aktiven Implantaten (z.B. Defibrillatoren), schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen, erhöhter Thrombosegefahr, Epilepsie, schweren Krankheiten wie Krebs oder Multipler Sklerose sowie Spastik sollten EMS nicht anwenden.
  • Relative oder lokale Kontraindikationen: Während der Schwangerschaft sollte EMS nur nach ärztlicher Abklärung erfolgen. Vorsicht ist auch bei metallischen Implantaten im Behandlungsgebiet, Hautläsionen, offenen Wunden oder akuten Entzündungen sowie bei Sensibilitätsstörungen und fieberhaften Erkältungen oder Grippe geboten.

Mögliche Nebenwirkungen umfassen Muskelkater oder Muskelschmerzen bei Überanstrengung und harmlose Hautrötungen aufgrund der durchblutungsfördernden Wirkung. Ein kritischer Aspekt, der besondere Aufmerksamkeit erfordert, ist der Anstieg der Kreatinkinase (CK)-Werte. Intensives EMS-Training kann zu einem deutlichen Anstieg dieses Enzyms führen, das von den Nieren abgebaut wird. Extrem hohe CK-Werte können potenziell Nierenschäden verursachen. Daher ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr vor und nach dem Training sowie eine langsame und kontrollierte Steigerung der Intensität entscheidend, um die Nierenfunktion zu unterstützen und Risiken zu minimieren. Dies verdeutlicht, dass die beeindruckenden Vorteile von EMS mit einer sorgfältigen Anwendung und einem Verständnis ihrer systemischen Auswirkungen auf die Gesundheit einhergehen müssen.

Während EMS-Geräte für den Heimgebrauch erhältlich sind, wird insbesondere im Kontext von intensivem Muskeltraining oft eine professionelle Anleitung empfohlen, wie sie in EMS-Studios angeboten wird. Dies steht im Gegensatz zur TENS-Therapie, die nach anfänglicher Einweisung eher zur unabhängigen Heimanwendung gefördert wird. Die Empfehlung einer professionellen Aufsicht bei EMS deutet auf eine höhere Komplexität oder ein höheres Risikoprofil hin, insbesondere wenn es um intensive Muskelkräftigung geht. Das Potenzial für Muskelüberlastung, muskuläre Dysbalancen oder sogar Bandverletzungen, wenn das Training nicht korrekt durchgeführt wird, unterstreicht, dass die Anwendungsmethode oft mehr als nur die Geräteanleitung erfordert, um sichere und effektive Ergebnisse zu erzielen. Für Anwender bedeutet dies, dass EMS, insbesondere für Fitnessziele, möglicherweise eine umfassendere Betreuung erfordert als andere Heimtherapien.

Die folgende Tabelle bietet einen direkten Vergleich zwischen TENS und EMS:

MerkmalTENS (Transkutane Elektrische Nervenstimulation)EMS (Elektrische Muskelstimulation)
HauptzweckSchmerzlinderungMuskelstimulation, -aufbau, Rehabilitation
WirkmechanismusStimulation von Nervenfasern zur Blockade von Schmerzsignalen und Freisetzung von Endorphinen.Direkte Stimulation von Muskelfasern zur Kontraktion.
EmpfindungAngenehmes Kribbeln, Vibrieren; keine Muskelzuckungen erwünscht.Deutliche Muskelzuckungen oder -kontraktionen.
AnwendungsbereicheAkute und chronische Schmerzen (Rücken, Gelenke, Kopf), Neuralgien, Phantomschmerzen, Menstruationsbeschwerden.Muskelkräftigung, Muskelaufbau, Rehabilitation nach Verletzungen, Prävention von Muskelatrophie, Regeneration, Lymphdrainage, Gewichtsmanagement.
FokusNervenMuskeln

Top-Geräte im Detail: Promed EMT-6, Omron E3 Intense E-3, Beurer EM49

Die Auswahl des richtigen TENS- oder EMS-Geräts ist entscheidend für den Therapieerfolg. Im Folgenden werden ausgewählte Geräte vorgestellt, die sich durch ihre Funktionen und Anwendungsbereiche auszeichnen.

Promed EMT-6

Das Promed EMT-6 ist ein vielseitiges Kombigerät, das sowohl TENS- als auch EMS-Funktionen in einem kompakten und leichten Design vereint. Es ist für eine umfassende Schmerz- und Muskelbehandlung konzipiert.

Technische Daten und Funktionen:

Das Gerät verfügt über 2 Kanäle, die voneinander isoliert sind, was eine grossflächige Behandlung ermöglicht. Es bietet insgesamt 15 Programme 8, darunter 6 voreingestellte und 2 frei wählbare TENS-Programme sowie 5 voreingestellte und 2 frei wählbare EMS-Programme für eine individuelle Therapiegestaltung. Die Betriebsmodi umfassen kontinuierliche Stimulation, Burst-Modus und Modulation. Impulsfrequenz (2Hz – 125Hz) und Impulsbreite (50µs – 330µs) sind regulierbar. Das Promed EMT-6 wird batteriebetrieben (4x AAA) und wiegt ca. 115g (125g mit Batterien). Im Lieferumfang sind das Gerät, ein Aufbewahrungskoffer, 4 Elektroden (40×40 mm), 2 Elektrodenkabel und die Batterien enthalten.

Anwendungsbereiche:

Das Promed EMT-6 ist vielseitig einsetzbar bei Gelenk- und Muskelschmerzen (z.B. Myalgien, Ischialgien), Rücken-, Nacken- und Kopfschmerzen, Phantomschmerzen, Durchblutungsstörungen, Lymphdrainage, Inkontinenz und Menstruationsbeschwerden. Darüber hinaus unterstützt es die Muskelrehabilitation und den Muskelaufbau.

MiGeL-Fähigkeit:

Das Promed EMT-6 ist ärztlich verordnungsfähig und die Vergütung durch die Krankenkasse ist unter der MiGeL-Position 09.02.01.00.1 möglich. Es entspricht den Anforderungen der MDD (Medical Device Directive).

Omron E3 Intense

Das OMRON E3 Intense ist ein medikamentenfreies Schmerzmittel, das auf der TENS-Technologie basiert und klinisch erprobt ist. Es bietet 6 voreingestellte Programme für verschiedene Körperzonen (Rücken, Schultern, Gelenke, Arme, Beine, Fusssohlen/Füsse) und 3 Massagemodi (klopfen, kneten, reiben). Die Intensität ist in 15 Stufen einstellbar. Das Gerät sendet elektrische Signale über Elektroden, um Schmerzsignale zu blockieren und die Produktion natürlicher Endorphine zu stimulieren. Es verbessert auch die Durchblutung durch eine Muskelpumpwirkung. Das OMRON E3 Intense wiegt etwa 0.1 kg, hat eine automatische Therapiedauer von 15 Minuten und verwendet wiederverwendbare Long Life Pads, die bis zu 150 Anwendungen halten. Es ist für die Linderung von Rücken-, Schulter-, Gelenk- und Muskelschmerzen geeignet. Das OMRON E3 Intense ist ebenfalls unter der MiGeL-Position 09.02.01.00.1 gelistet.

Beurer EM 49

Das Beurer EM 49 ist ein 3-in-1-Reizstromgerät, das TENS zur Schmerzlinderung, EMS zur Muskelstimulation und eine Massagefunktion bietet. Es verfügt über 64 vorprogrammierte Anwendungen und 6 individualisierbare Programme, bei denen Frequenz, Pulsweite und On/Off-Zeit eingestellt werden können. Das Gerät hat 2 getrennt regelbare Kanäle mit 50 Intensitätsstufen. Es wird batteriebetrieben (3x AAA) und wird mit 4 selbstklebenden Elektroden (45×45 mm) geliefert. Das Beurer EM 49 ist als Medizinprodukt der Klasse IIa zertifiziert und ist für Massage, Muskelstimulation und Schmerzlinderung an allen Körperbereichen geeignet, besonders bei Verspannungen oder zur Muskelkräftigung.

Die nachstehende Tabelle bietet einen Vergleich ausgewählter TENS/EMS-Geräte (Beispielmodelle):

ModellFunktionenKanäleProgrammeStromversorgungBesondere MerkmaleMiGeL-Vergütung
Promed EMT-6TENS, EMS215 (6 TENS, 5 EMS voreingestellt + 2 frei wählbar je)Batterie (4x AAA)Aufbewahrungskoffer, leicht & kompaktJa (MiGeL 09.02.01.00.1) 4
OMRON E3 Intense (Beispiel für TENS)TENS, Massage6 voreingestellt (Zonen), 3 MassagemodiBatterieLong Life Pads (bis 150x), automatische Abschaltung nach 15 Min.Möglich (MiGeL 09.02.01.00.1) 5
Beurer EM 49 (Beispiel für TENS/EMS)TENS, EMS, Massage264 voreingestellt + 6 individualisierbarBatterie (3x AAA)Medizinprodukt Klasse IIa, 50 IntensitätsstufenMöglich (ärztl. Verordnung) 28

Fazit: TENS und EMS als wertvolle Therapieergänzung

TENS- und EMS-Geräte stellen bewährte und effektive, nicht-medikamentöse Therapieoptionen dar, die eine wichtige Rolle in der modernen Schmerztherapie, Muskelkräftigung und Rehabilitation spielen. Sie bieten eine flexible und oft eigenständige Anwendungsmöglichkeit, die das Potenzial hat, die Lebensqualität von Betroffenen erheblich zu verbessern, indem sie Schmerzen lindern, die Muskulatur stärken und die Regeneration fördern.

Trotz der scheinbar einfachen Handhabung und der vielen Vorteile ist es unerlässlich, vor der Anschaffung und Anwendung eines TENS- oder EMS-Geräts stets ärztlichen Rat einzuholen. Ein qualifizierter Arzt kann die korrekte medizinische Indikation stellen, geeignete Programme empfehlen und umfassend über wichtige Kontraindikationen und potenzielle Risiken aufklären. Dies ist entscheidend, um eine sichere und effektive Therapie zu gewährleisten und unerwünschte Nebenwirkungen, wie beispielsweise den Anstieg von Kreatinkinase-Werten bei EMS-Anwendung, zu vermeiden. Die medizinische Begleitung stellt sicher, dass die Therapie optimal auf den individuellen Gesundheitszustand und die spezifischen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt ist.

Die Möglichkeit der MiGeL-Vergütung unterstreicht die Anerkennung dieser Hilfsmittel im Schweizer Gesundheitssystem als therapeutisch wertvolle Instrumente. TENS und EMS sind nicht nur für die akute Schmerzbehandlung relevant, sondern auch als langfristige Unterstützung in der Selbsthilfe und Rehabilitation. Sie können Patienten zu mehr Autonomie im Umgang mit ihren Beschwerden verhelfen und sind ein wichtiger Bestandteil eines modernen, integrierten Schmerzmanagements. Die kontinuierliche Anpassung der MiGeL an neue Erkenntnisse und Produkte zeigt das Bestreben des Gesundheitssystems, den Zugang zu innovativen und effektiven Therapien zu sichern, während gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit der Versorgung im Auge behalten wird.


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