Ulcus cruris erfolgreich behandeln

Das offene Bein ist häufig auf eine gestörte venöse Durchblutung (chronische venöse Insuffizienz, CVI) zurückzuführen. Der Arzt spricht in diesem Fall von einem Ulcus cruris venosum. Die chronische Wunde tritt meist im unteren Drittel des Unterschenkels auf. Ungefähr 1% der Bevölkerung leidet einmal im Leben an einem Ulcus. Entgegen einer weit verbreiteten Meinung sind das aber nicht nur sehr alte Patienten, sondern auch jüngere, berufstätige Personen.

In jedem Fall führt die Wunde zu grossen Unannehmlichkeiten für den Betroffenen – sozialer Rückzug, Schmerzen, Arbeitsausfall und eine reduzierte Lebensqualität durch die Behandlungsintensität sind nur einige davon. Ein offenes Bein braucht 3-6 Monate zum Heilen, manchmal sogar 12 und das nur bei korrekter Behandlung. Leider sind aber viele Patienten schlecht versorgt, sodass sich die Geschichte über Jahre hinweg ziehen kann. Erfahren Sie hier, wie sich das Ulcus cruris venosum erfolgreich behandeln lässt.


Zusammenfassung

Eine schlechte venöse Durchblutung kann zu einem offenen Bein (Ulcus cruris venosum) führen. Die Behandlung der Wunde dauert mehrere Monate. So wird vorgegangen:

  • Arzt aufsuchen
  • Grunderkrankung (Venenschwäche) behandeln: Speizelle Kompressionsstrümpfe (Ulcus-Sets) werden jeden Tag getragen. Ein Kompressionsgerät (VASOprime wave 4) wird täglich angewendet, um Schwellungen zu reduzieren.
  • Wunde behandeln: Die Wunde muss mit speziellen Auflagen (z.B. Urgo Wundauflagen) feucht gehalten werden. Neue Zellen können die Wunde so besser auffüllen. Die feuchte Wundbehandlung wird in mehreren Phasen durchgeführt. Zuerst wird die Wunde gereinigt oder mit Silber behandelt, falls sie mit Bakterien infiziert ist. Danach wird die Wunde geheilt. Spezielle Schaumstoffauflagen helfen den Zellen zu wachsen. Als letzter Schritt helfen spezielle Auflagen die Wunde zu schliessen.

Ist die Wunde verschlossen, muss die Behandlung weitergeführt werden. Kompressionsstrümpfe und Kompressionsgeräte helfen neue Wunden vorzubeugen.


Korrekte Diagnose stellen

Am Anfang jeder Therapie muss eine Diagnose gestellt werden. Suchen Sie unbedingt einen erfahrenen Arzt auf, der die Diagnose korrekt stellen kann, denn neben dem venösen Ulcus gibt es auch arterielle Formen, Mischformen und solche die auf Krebserkrankungen der Haut zurückzuführen sind.

Nur wenn die Ursache des Ulcus cruris bekannt ist, kann eine wirkungsvolle Therapie eingeleitet werden. Suchen Sie am besten einen spezialisierten Arzt auf. Die richtige Ansprechperson bei offenem Bein ist der Angiologe oder Phlebologe.

Umfassendes Therapiekonzept

Wenn die Diagnose Ulcus cruris venosum gestellt ist, muss der Arzt ein Behandlungskonzept erarbeiten. Ziele (1) der Therapie sollten sein:

  • Eine Umgebung zu schaffen, in der die Wunde heilen kann
  • Einen Wundgrund schaffen, der frei von Belägen ist
  • Infektionen vorbeugen
  • Wunde feucht halten
  • Aufquellen der Wundränder verhindern (Mazerationen)

Um diese Ziele zu erreichen, muss sowohl die Grunderkrankung (venöse Schwäche), als auch die Wunde selbst korrekt behandelt werden. Das erfordert ein umfassendes Therapiekonzept, für das jemand die Verantwortung übernehmen und die Einhaltung der angeordneten Massnahmen regelmässig überprüfen muss. Das kann z.B. der Hausarzt sein. Aber auch der Patient selbst sollte einbezogen und umfassend informiert werden. Er muss den Behandlungsplan kennen und auch wissen, wie er sich an der Behandlung beteiligen soll, oder was sich nachteilig auf die Wundheilung auswirkt.

Die Behandlung muss dem Lebensstil und den Möglichkeiten des Patienten möglichst gut gerecht werden und kosteneffizient sein.

Behandlung der Grunderkrankung

Grund für das Ulcus cruris venosum ist eine chronische venöse Insuffizienz. Diese wird mit Kompression behandelt.

Die für den Patienten einfachste Möglichkeit die Kompressionstherapie selbst durchzuführen, sind Ulcus-Sets. Diese Sets bestehen aus zwei leichten Unterstrümpfen zum Wechseln und einem kräftigen Kompressionsstrumpf, der tagsüber über den Unterstrumpf gezogen wird. Der Unterstrumpf hält die Wundauflage an ihrem Platz und lässt den Überstrumpf einfacher aufs Bein gleiten. Durch dieses Zwei-Strumpf-System kann der Patient die Kompressionsstrümpfe ganz einfach selbst anziehen, was Aufwand für den Betroffenen und Kosten für die Krankenkasse spart.

Ulcus Sets

Bei Sanihaus finden Sie verschiedene Ulcus-Sets. Z.B. das Venosan 8003 Ulcerfit. Die Kompression ist auf Unter- und Überstrumpf verteilt, was das Anziehen erleichtert. Eine Alternative ist das Varisan Ulcus-Set, bei dem der Überstrumpf mit einem Reisverschluss ausgestattet ist, um das Anziehen zu erleichtern.

Bei Patienten mit sehr grossen Beinumfängen oder speziellen Beinformen bei starken Schwellungen ist die Anwendung von Kompressionsstrümpfen oder Ulcus-Sets zuweilen nicht möglich. Hier stellt der gepolsterte Kompressionsverband eine wirkungsvolle Alternative dar.

Medizinische Kompressionsstrümpfe

Vergütung gemäss MiGeL

Ein Ulcus-Set pro Jahr/ Bein wird von der Krankenkasse zusätzlich zu den 2 Paar normalen Kompressionsstrümpfen vergütet. Verbandmaterial für einen Kompressionsverband ist ebenfalls auf der MiGeL Liste zu finden und wird vergütet.

Apparative intermittierende Kompressionstherapie

Die apparative intermittierende Kompressionstherapie (AIK) wird als Ergänzung zur klassischen Kompressionstherapie mit Strümpfen oder Verbänden eingesetzt. Für die Anwendung wird eine aufblasbare Manschette ums Bein gelegt. Das Kompressionsgerät pumpt die einzelnen Kammern der Manschette nacheinander auf.

Die AIK bewirkt eine Ödemreduktion und begünstigt die Wundheilung (2). Studien konnten zeigen, dass die AIK den Heilungsprozess beschleunigt und die Heilungschancen steigen(3).

Dank modernen AIK-Geräten für den Privatgebrauch, kann die Therapie vom Patienten selbständig zu Hause durchgeführt werden.

AIK Gerät

Ein AIK Gerät, das vom Patienten selbständig angewendet werden soll, muss leicht zu bedienen sein. Unsere Empfehlung ist das VASOprime wave 4. Als erstes AIK Gerät ist es speziell für die Privatanwendung konzipiert. Dank bebildertem Touch-Screen Display, lassen sich die Einstellungen mit wenigen Knopfdrücken vornehmen. Auch die kleinen Abmessungen und das moderne Design machen das VASOprime wave 4 besonders angenehm in der Anwendung.

VASOprime Kompression

Vergütung gemäss MiGeL

Geräte zur AIK sind auf der MiGeL Liste zu finden und müssen von der Krankenkasse während 6 Monaten mit 3.15 Miete/ Tag vergütet werden. Danach kann eine Neuevaluation durch den Arzt verlangt werden. Manche Kassen beteiligen sich auch freiwillig an einem Kauf, wenn die Behandlung über eine lange Zeitdauer notwendig ist.

Wundbehandlung

Der zweite wichtige Pfeiler bei der Ulcus Therapie ist die Wundbehandlung. Hier wird nicht etwa ein trockenes Pflaster aufgeklebt oder Puder in die Wunde gestreut, sondern eine feuchte Wundbehandlung angestrebt.

Die Vorteile der feuchten Wundbehandlung sind seit Jahrzehnten wissenschaftlich belegt, trotzdem werden auch heute noch Wunden trocken versorgt. Die Vorteile der feuchten Wundbehandlung auf einen Blick:

  • Auf dem feuchten Wundgrund können die Zellen wandern
  • Die Wunde wird warm gehalten
  • Beschleunigt die Heilung
  • Die Wund bleibt weich, keine Schorfbildung
  • Schönere Narbe

Die feuchte Wundbehandlung folgt immer dem natürlichen Heilungsprozess, die Auflagen sind so gestaltet, dass sie die Wunde in jedem Stadium perfekt unterstützen. Lernen Sie die Stadien der Wundheilung und dazu passende Auflagen der Marke Urgo kennen.

Wunde vorbereiten

Eine belegte oder infizierte Wunde kann nicht heilen. Mit speziellen Wundauflagen lassen sich Fibrinbeläge sicher entfernen (z.B. UrgoClean).

Bei Verdacht auf eine Infektion ist immer unverzüglich ein Arzt aufzusuchen, er kann die geeigneten Medikamente (Antibiotika) verschreiben. Ergänzend dazu helfen Wundauflagen mit Silber (z.B. UrgoTül Silver) die Bakterien einzudämmen. Bei Wunden mit erhöhtem Infektionsrisiko können Silberauflagen vorbeugend eingesetzt werden. Mit Desinfektionsmittel hingegen sollte man zurückhaltend umgehen, denn sie können, falsch eingesetzt, die Wundheilung stören.

Wunde heilen

Während der gesamten Heilungsphase muss die Wunde feucht gehalten werden. Dieses feuchte Milieu ermöglicht es neuen Zellen in die Wunde einzuwandern und diese aufzufüllen. Die Heilungsphase kann viel Zeit in Anspruch nehmen. Hier gilt es die Geduld zu wahren und die Therapie konsequent fortzuführen. Auf keinen Fall dürfen Hausmittel oder selbstgekaufte Cremes auf die Wunde aufgetragen werden. Sie können die Heilung stören.

Wunde schliessen

Während der letzten Phase, der Epithelisierungsphase, wächst Haut über die Wunde. Auch während dieser Zeit muss das feuchte Milieu aufrechterhalten werden. Speziell für diese Phase entwickelte Auflagen (z.B. UrgoTül TLC), sind an die geringer werdende Exsudatsmenge angepasst und verkleben nicht mit der Wunde.

Urgo Wundauflagen

Die Urgo Wundauflagen sind mit verschiedenen Farben für jede Phase gekennzeichnet. Das einfach verständliche Wundheilungskonzept erleichtert die Wahl der richtigen Auflage. Alle Produkte sind so gestaltet, dass sie nicht mit der Wunde verkleben und sich einfach entfernen lassen. Der Verbandwechsel muss je nach Produkt alle 1-4 Tage erfolgen.

Wundversorgung

Vergütung

Alle Urgo Wundauflagen haben eine MiGeL-Position und werden von der Krankenkasse mit einem vorgegebenen Maximalbetrag vergütet.

Rezidiven vorbeugen

Mit dem Zuwachsen der Wunde ist die Behandlung nicht abgeschlossen. Die schlechte Durchblutungssituation bleibt oft bestehen, weshalb die Rezidivrate bei Ulcus cruris venosum sehr hoch ist. Nur eine konsequente Weiterführung der Kompressionstherapie hilft erneute Ulzerationen vorzubeugen. Feste Kompressionsstrümpfe wie z.B. die mediven forte, Sigvaris Cotton oder Varisan Innova, bieten die beste Wirksamkeit. Auch die AIK sollte weitergeführt werden.

Vergütung

Pro Jahr werden zwei Paar Kompressionsstrümpfe der Klasse 2 oder 3 durch die Krankenkasse vergütet. Die AIK ist ebenfalls vergütungsfähig.


  1. S3-Leitlinien „Lokaltherapie chronischer Wunden bei Patienten mit den Risiken periphere arterielle Verschlusskrankheit, Diabetes mellitus, chronische venöse Insuffizienz“ (PDF)
  2. Leitlinie Ulcus cruris venosum (PFD)
  3. Ulcus cruris venosum erfolgreich behandeln (VASOprime)