Therapie

Allgemeine Massnahmen bei Venenerkrankungen

Bei den allgemeinen Massnahmen handelt es sich im wesentlichen um Anwendungen der physikalischen Therapie.

Massagen

Leichte Massagen fördern die Durchblutung und festigen das Bindegewebe, der Abtransport von Blut und Lymphe aus den Beinen wird unterstützt. Starkes Kneten oder Klopfen sollte unterlassen werden, denn die fragilen Gefässe können Schaden nehmen und es bilden sich Blutergüsse. Auch die Verwendung von Vibrationsgeräten sollte vermieden werden. Liegt eine entzündliche Komponente vor (z.B. Phlebitis), ist von Massagen abzuraten, da es zur Ausbreitung der Erreger führen kann.

Kompressionsstrümpfe

Gymnastik

Gehen, wandern oder Schwimmen sind ideal um den Stoffwechsel zu aktivieren. Zusätzlich können spezielle Gymnastik-Übungen gemacht werden, welche den Blutrückfluss fördern:

  • Beim Zehengang wird die Wadenmuskulatur beansprucht und die Muskelpumpe aktiviert
  • Beim Fersengang werden die vorderen Muskelgruppe des Unterschenkels angespannt, das Blut wird zurückgepresst
  • Kreisende Fussbewegungen (im Sprunggelenk) aktivieren alle Muskeln ohne Belastung, die Übung kann sehr gut im liegen gemacht werden
  • Werden die Knie beim Gehen bis auf Hüfthöhe gehoben, wird der Rückfluss aus den grossen Venen begünstigt, so dass der Druck in den Gefässen sinkt

Hydrotherapie

Temperaturänderungen wirken sich auf die Gefässe aus. Bei Kälte ziehen sich die Venen zusammen, bei Wärme weiten sie aus. Durch wechselwarmes abduschen der Beine wird das Gewebe und die Venen gestrafft und die Durchblutung gefördert. Anstelle der Dusche, kann die Hydrotherapie auch mit Wickeln oder Güssen durchgeführt werden. Anstelle von wechselwarmem Wasser wird häufig alleine Anwendung von kaltem Wasser empfohlen.

Kompressionstherapie

Die Kompressionstherapie bildet die Grundlage in der Behandlung von Venenleiden. Kompression bedeutet Druck und wirkt sich bei richtiger Anwendung positiv auf den Krankheitsverlauf aus. Die Venen werden komprimiert, so dass die Flussgeschwindigkeit zunimmt. Wird der Venendurchmesser verkleinert, so können auch die Klappen besser schliessen und ihre Funktion erfüllen. Da sich eine ausgeweitete Venen nicht zurückbilden kann, ist im Prinzip eine lebenslange Behandlung nötig, es sei denn, die erkrankten Venen werden operativ entfernt. Es gibt verschieden Methoden, um das Bein einem kontrollierten Druck auszusetzen:

Der Kompressionsverband

Mit dem Anlegen eines Kurzzugverbandes kann ein gradueller Druck erreicht werden, welcher am Fuss sein Maximum hat und nach oben abnimmt. Bei starken Schwellungen sind Kompressionsverbände nach wie vor am besten geeignet, da sie täglich neu angewickelt werden und so einen perfekten Druckverlauf sicherstellen. Allerdings erfordert das korrekte Anlegen viel Übung. Folgende Punkte sind zu beachten:

  • Das Sprunggelenk soll bei Anlage des Verbandes in 90° stehen.
  • Die Ferse wird ebenfalls eingebunden.
  • Die Zehen sind frei, der Verband deckt die Zehengrundgelenke ab.
  • Für die Anlage werden zwei Kurzzugbinden benötigt, welche nacheinander vom Fuss bis zum Knie gewickelt werden.
  • Der Druck nimmt von unten nach oben ab.
  • Der Verband soll faltenfrei sein und darf keine Schmerzen verursachen.
  • Um Druckstellen zu vermeiden, können bei den Knöcheln und über dem Schienbein Polsterungen angebracht werden.

Kompressionsstrümpfe

Kompressionsstrümpfe haben heute einen grossen Stellenwert in der Behandlung von Venenleiden. Medizinische Strümpfe weisen ebenfalls einen genau definierten Druckverlauf auf, welcher in die Kompressionsklassen eingeteilt werden. Oft werden Kompressionsstrümpfe mit Stützstrümpfen verwechselt, der Unterschied ist jedoch eminent: Stützstrümpfe weisen oft keinen graduellen Druckverlauf auf und erzeugen keinen ausreichenden Arbeitsdruck. Stützstrümpfe können bei venengesunden Patienten für Entlastung sorgen, haben aber bei der Behandlung von Venenleiden nichts verloren.

Bei der Wahl und Handhabung der Kompressionsstrümpfe müssen folgende Punkte berücksichtigt werden:

  • Die Kompressionsklasse muss entsprechend der Diagnose gewählt werden und sollte zusammen mit dem Spezialisten geschehen.
  • Je nach Anwendungsbereich können verschiedene Materialien gewählt werden: Mikrofaserstrümpfe bei feuchter und schwitziger Haut, Baumwollstrümpfe bei empfindlicher Haut, Silberstrümpfe bei Infektionsgefahr, Strümpfe mit pflegender Wirkung bei trockener und gereizter Haut usw.
  • Kompressionsstrümpfe wirken nur dann optimal, wenn die Grösse stimmt. Eine Vermessung der Beine sollte daher vor jedem Kauf erfolgen. Die Messung kann selbst oder von einer Hilfsperson durchgeführt werden und sollte wenn möglich am Morgen geschehen.
  • Die Strümpfe sollen vom Patienten selber angezogen werden können, um eine lange Selbstständigkeit zu ermöglichen. Spezielle Anziehhilfen erleichtern das Anziehen.
  • Kompressionsstrümpfe haben eine mittlere Lebensdauer von sechs Monaten. Ersetzen Sie daher Ihre Strümpfe regelmässig für die volle Wirksamkeit. Strümpfe die lange nicht getragen oder gewaschen werden, verlieren schnell an Wirkung.
  • Seien Sie vorsichtig im Umgang mit Kompressionsstrümpfen, Fingerringe oder Fingernägel können den Stoff beschädigen.

Apparative Kompressionstherapie

Die apparative intermittierende Kompressionsbehandlung (AIK) kann bei verschiedenen venösen Erkrankungen eingesetzt werden. Spezielle Manschetten mit mehreren Kammern umhüllen das Bein und füllen sich vom Fuss her mit Luft. Dadurch wird der Blutfluss verbessert und bei Schwellungen lassen sich grosse Mengen Wasser aus dem Gewebe drainieren. Bei hochwertigen Geräten kann der Druck stufenweise eingestellt werden, sodass eine angepasste Therapie möglich ist. Angewendet wird die AIK in spezialisierten Gefässkliniken oder nach Instruktion durch den Arzt selbständig zu Hause.

VASOprime Kompressionstherapie

Bei Ulcus cruris venosum kann die AIK die Heilungsdauer verkürzen und die Heilungschance erhöhen. Immobile Patienten profizieren mit AIK von einem geringeren Thromboserisiko. Durch Veneninsuffizienz bedingte Beinschwellungen lassen sich mit der apparativen Kompressionstherapie wirkungsvoll bekämpfen, der Druck presst das Wasser aus dem Bein. Aber auch Ödem-Mischformen können mit dieser Behandlungsmethode sicher therapiert werden.

Allerdings kann diese Methode nur bei Herzgesunden Patienten angewendet werden.

Arbeitsdruck und Ruhedruck

Um zu verstehen, wie Kompressionsstrümpfe und -verbände wirken, müssen die beiden Begriffe Arbeitsdruck und Ruhedruck erläutert werden. Ruhedruck liegt vor, wenn die Beine ruhig sind und die Muskulatur entspannt ist. Spannt sich die Muskulatur an, so steigt der Druck im ganzen Gewebe an und wir sprechen von Arbeitsdruck. Was bedeutet das aber für die Kompressionstherapie? Hier zwei einfache Beispiele:

  1. Wird ein Gips ohne Spannung um die Waden gelegt, so steigt der Ruhedruck nicht an, wir finden einen niedrigen Ruhedruck vor. Spannt sich nun die Muskulatur an, so presst sie gegen den Starren Gips und der Druck steigt an. Es entsteht also ein hoher Arbeitsdruck.
  2. Die umgekehrte Situation entsteht beim anwickeln eines hochelastischen Verbandes (Langzugbinde). Wird der Verband angelegt, entsteht durch die Rückstellkraft bereits ein hoher Ruhedruck. Spannt sich die Muskulatur an, so ändert sich der Druck kaum, das elastische Material gibt nach.

Die Kompressionstherapie hat zum Ziel, einen möglichst kleinen Ruhedruck, bei grösstmöglichem Arbeitsdruck zu erzeugen und gleichzeitig einen hohen Tragekomfort zu bieten. So wir in der Ruhephase eine optimal Durchblutung des Gewebes gewährleistet, während die Venen in der Arbeitsphase komprimiert und entleert werden. Es entsteht ein Massageeffekt.

Medikamentöse Therapie

Venenbeschwerden können auch mit Medikamenten behandelt werden. Ödemprotektiva fasst eine Gruppe von Wirkstoffen zusammen, welche die Durchlässigkeit der Venenwand für Proteine erniedrigt. So kann die Entstehung von Schwellungen reduziert werden. Der wohl bekannteste und meist bewährte Wirkstoff kommt aus den Samen der Rosskastanie und ist in unzähligen Produkten enthalten. Ödemprotektiva werden optimalerweise verabreicht, bevor sich Schwellungen gebildet haben. Venotonika erhöhen den Tonus der Venenwand, so dass sich der Venendurchmesser verkleinert. Ihre Wirksamkeit ist allerdings nicht ausreichend bestätigt.

Sind bereits massive Ödeme entstanden, reichen Ödemprotektiva und Venotonika nicht mehr aus. Es werden ausschwemmende Medikamente, sogenannte Diuretika eingesetzt. Je nach Situation stehen verschiedene Stoffgruppen zur Auswahl. Eine Therapie soll nur unter ärztlicher Kontrolle erfolgen, da Veränderungen im Salzhaushalt auftreten können.

Verödungstherapie

Bei der Sklerosierung handelt es sich um einen kleinen Eingriff zur Behebung von Besenreisern und Seitenastvarizen. Mit einer Spritze wird Verödungsmittel in das erkrankte Gefäss injiziert. Im Verlauf kommt es zu einer lokal begrenzten Entzündungsreaktion, die Vene wird dauerhaft verschlossen und vom Körper resorbiert. Gelegentlich kommt es zu einer Verhärtung und Farbveränderung. Die Sklerosierung kann schnell und ambulant durchgeführt werden. Aus diesem Grund ist diese Therapieform gerade für ältere Menschen unkompliziert. Nach der Sklerosierung ist die Kompressionstherapie unerlässlich, um das Wiederauftreten zu verhindern. Kompressionsstrümpfe der Klasse II werden empfohlen.