ISG-Syndrom

ISG Syndrom

Das Iliosakralgelenk liegt ganz unten am Rücken zwischen Kreuzbein und Darmbein. Es ist wenig beweglich, kann aber beträchtliche Schmerzen verursachen, wenn es „blockiert“ oder gereizt ist. Die Beschwerden werden unter dem Begriff ISG-Syndrom zusammengefasst. Behandeln kann man sie etwa mit einer ISG-Bandage, Schmerzmitteln, Physiotherapie und TENS.

Das Iliosakralgelenk

Das Iliosakralgelenk (ISG) heisst medizinisch korrekt Sakroiliakalgelenk (SIG). Es liegt zwischen dem Kreuzbein (Os sacrum) und dem Darmbein (Os ilium), wobei jeder Mensch zwei ISG hat, je eins auf beiden Seiten des Kreuzbeins. Beim Iliosakralgelenk handelt es sich um ein recht starres Gelenk, das einen Bewegungsumfang von wenigen Millimetern resp. Grad aufweist. Es stellt den Übergang zwischen Oberkörper und Beinen dar und ist etwa beim Heben von Lasten entsprechend stark belastet. Feste Faserknorpel helfen diese Kraft aufzunehmen und beschränken seine Beweglichkeit auf das nötige Minimum. Dem Bewegungsumfang kommt im Alltag auch keine Bedeutung zu, lediglich bei der Geburt ist eine ausreichende Öffnung des Beckens entscheidend.

Kleine Verschiebung, grosse Schmerzen

Obwohl das ISG sehr starr ist, kann es grosse Schmerzen verursachen. Ist es gereizt, kommt es typischerweise zu folgenden Beschwerden:

  • Schmerzen im unteren Rücken und Gesäss, allenfalls auch in den Oberschenkeln
  • Die Schmerzen nehmen bei langem Stehen oder Sitzen zu
  • auch das Anheben des Beins, das Drehen des Rumpfs oder das Heben schwerer Lasten verstärkt die Beschwerden
  • allenfalls Kribbeln in den unteren Extremitäten

Ursachen für das ISG-Syndrom

Bei einem ISG-Syndrom ist das Iliosakralgelenk gereizt, was Schmerzen im unteren Rücken auslöst. Die Ursachen dafür können ganz unterschiedlich sein.

Fehl-/Überbelastung

Das Heben von schweren Lasten kann das ISG reizen. Aber auch konstante Überbelastung durch Übergewicht, eine schlechte Haltung beim Sitzen oder Schonhaltungen wie z.B. Hinken können das ISG reizen.

Beckenring-Instabilität

Der Beckenring wird vom Kreuzbein und den beiden Hüftbeinen (Ossa coxae) gebildet. Im Bereich des ISG stabilisieren feste Bänder die Gelenke. Die beiden Hüftbeine sind vorne durch die Symphyse, einem festen Faserknorpel, verbunden. In der Schwangerschaft werden die Bänder und die Symphyse durch die hormonelle Umstellung gelockert, was zu ungünstigen Belastungen der ISG führen kann. Symphysenlockerung und ISG-Beschwerden gehen deshalb häufig miteinander einher.

Erkrankung

Ein Sturz auf das Gesäss, ein Schritt ins Leere oder ein fester Schlag können das ISG-Reizen und über Wochen bis Monate Schmerzen verursachen. Auch Erkrankungen wie Morbus Bechterew oder Arthrose können Ursache für ein ISG-Syndrom sein.

Dysbalance

Werden die ISG ungleichmässig belastet, kann es zu einer ISG-Blockade kommen. Eine Dysbalance kann auf eine Beinlängendifferenz oder eine Fehlstellung der Wirbelsäule zurückzuführen sein. Aber auch eine ungleichmässige Belastung bei sehr einseitigen Sportarten ist ungünstig für das ISG.

Diagnose ISG-Beschwerden

Wer mit Schmerzen im unteren Rücken zum Arzt geht, wird zu seiner Krankheitsgeschichte (Anamnese) befragt und eingehend untersucht. Anhand der Lokalisation und Ausstrahlung der Schmerzen, sowie durch verschiedene Provokationstests kann der Arzt herausfinden, ob das ISG gereizt ist, oder ob die Schmerzen allenfalls von einer andern Erkrankung ausgehen.

Bildgebende Verfahren wie CT oder MRT sind für die Diagnose des ISG-Syndroms nicht notwendig, können aber zum Einsatz kommen, um andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen auszuschliessen.

Blockiertes ISG lösen?

Im Zusammenhang mit dem ISG-Syndrom hört man immer wieder von der ISG-Blockade. Tatsächlich handelt es sich in der Regel lediglich um eine Bewegungseinschränkung aufgrund der Schmerzen. Die „Lösung“ der ISG-Blockade durch kurze, kräftige Bewegungen wird deshalb kontrovers diskutiert und gehört vor allem in den Bereich der Alternativmedizin.

Um das „blockierte“ Gefühl los zu werden, sind Bewegungs- und Dehnübungen das bessere Mittel.

ISG-Beschwerden behandeln

Die Knorpel und Bänder des ISG sind kaum durchblutet und durch den geringen Bewegungsumfang des Gelenks ist die Ernährung des Knorpels sehr langsam. Entsprechend dauert es sehr lange, bis Entzündungen abklingen und die Rückenschmerzen bei ISG-Syndrom nachlassen. Die Kombination verschiedener Behandlungsmethoden bringt am schnellsten Erfolg.

ISG-Bandage

SacroLoc ISG Orthese beim Sport
Die SacroLoc ISG Orthese unterstützt bestens bei Aktivitäten und stabilisiert das Gelenk.
SacroLoc Bandage
Dank kompakter Bauform stört die Bandage nicht, auch nicht beim Sitzen.

Herkömmliche Rückenbandagen bringen bei ISG-Beschwerden kaum Erfolg. Deshalb gibt es spezielle ISG-Bandagen, die weiter unten am Rücken, rund ums Becken getragen werden. ISG-Bandagen sind aus wenig elastischem Material gefertigt. Zusätzliche unelastische Zuggurten mit Umlenköse ermöglichen es, einen kräftigen Druck auf den gesamten Beckenring auszuüben. Das Becken wird dadurch stabilisiert und das ISG gestützt. Belastung und Beschwerden im ISG nehmen ab.

Zusätzlich können ISG-Bandagen wie etwa die SacroLoc Kreuzorthese mit einer Pelotte ausgestattet sein. Bei der SacroLoc Kreuzorthese ist die Pelotte zweigeteilt, damit man sie exakt über den ISG positionieren kann. Verschiedene Massagenoppen und Aussparungen in der Pelotte entlasten das ISG optimal.

Physiotherapie

In der Physiotherapie lernen Betroffene verschiedene Übungen kennen, um die Muskulatur und die Bänder korrekt zu dehnen und das ISG zu mobilisieren. Die Übungen werden auch zu Hause ein bis mehrmals täglich durchgeführt. Mögliche Übungen sind:

Übung bei ISG Blockade
Einfache Übung mit grosser Wirkung bei ISG Beschwerden (Quelle: medi)
  • Unterkörperdrehen: Flach auf dem Rücken liegen. Ein Bein ist gestreckt, das andere angewinkelt. Das angewinkelte Bein wird mit der Hand der gegenüberliegenden Seite gefasst und über Kreuz zum Boden hin geführt. Der andere Arm wird rechtwinklig vom Körper weg gestreckt auf den Boden gelegt. Position ca. 15 Sekunden halten. Übung auf der andern Seite wiederholen.
  • Hüftkippen: Leicht breitbeinig mit leicht angewinkelten Knien hin stehen. Die Arme sind gerade vor dem Körper. Das Becken wird nach vorne gekippt und die Position für ca. 15 Sekunden gehalten.
  • Gesäss dehnen: Auf dem Rücken liegen. Ein Bein ist angewinkelt. Der Knöchel des anderen Beins wird auf dem Oberschenkel des angewinkelten Knies platziert. Mit beiden Händen das angewinkelte Bein fassen und langsam zum Rumpf hin ziehen. Der untere Rücken bleibt dabei stets auf dem Boden.

TENS

Die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) lindert Schmerzen mit feinen elektrischen Reizen. Durch die Stimulation der Nerven wird die Schmerzweiterleitung im Bereich des Rückenmarks unterdrückt. Die TENS Therapie wird mit einem TENS Gerät selbständig zu Hause durchgeführt. Die selbst haftenden Elektroden werden im Bereich des Kreuzes auf die Haut geklebt. Am TENS-Gerät lässt sich die Stärke der Reizströme einstellen. Je nach Gerät kann ausserdem aus verschiedenen vorgefertigten Programmen mit unterschiedlichen Impulsformen gewählt werden.

Wärmeanwendung

Eine Wärmeflasche, ein warmes Bad oder ein Heizkissen entspannen die Muskulatur. Diese physikalische Anwendung kann bei Bedarf eingesetzt werden und ergänzt die Therapie individuell.

Staudt Rückenmanschette
Die Staudt Rückenmanschette versorgt das Kreuz mit wohltuender Wärme.
Staudt Gel
Das wärmende Gelenk-Gel von Staudt lindert Schmerzen über Nacht.

Schmerzmittel

Entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente wie Ibuprofen oder Diclofenac helfen die Beschwerden bei ISG-Syndrom zu lindern. Je früher Schmerzmittel eingenommen werden, desto geringer ist die Gefahr für Schonhaltungen, die wiederum zu noch mehr Rückenschmerzen führen können.

Fragen Sie immer Ihre Ärztin oder Ihren Apotheker zur korrekte Verwendung und Dosierung von Schmerzmitteln.

Operation als letztes Mittel

Lassen sich die ISG-Beschwerden bei Arthrose oder Morbus Bechterew nicht mehr mit konservativen Therapiemethoden in den Griff bekommen, wird eine Versteifung des ISG in Betracht gezogen. Über wenige kleine Hautschnitte werden Schrauben durch das Gelenk gebohrt, die jegliche Bewegung im ISG verhindert.