Ulcus cruris

Das offene Bein oder Ulcus cruris

Das offene Bein

Bei der chronisch venösen Insuffizient kommt es zu einer verminderten Versorgung der Haut mit Nährstoffen und Sauerstoff, Stoffwechselabbauprodukte lagern sich ein. Langsam beginnen die Hautzellen abzusterben. Es bildet sich ein Gewebsdefeckt, das offene Bein oder Ulcus cruris.

Häufig tritt das Ulcus cruris am Innenknöchel auf und breitet sich bei nicht einhalten des Therapieregimes weiter aus. Da auch die Immunabwehr deutlich herabgesetzt ist, kommt es häufig zur Besiedelung mit Bakterien, so dass eine intensive Wundpflege nötig wird.

Die verschiedenen Formen des Ulcus cruris

Das Ulcus cruris (Beingeschwür) kann Aufgrund von unterschiedlichen Erkrankungen entstehen. Eine Bagatellverletzung führt zu einer Wunde die nicht mehr abheilt und im Verlauf mit Bakterien besiedelt wird. Durch die ungünstigen Bedingungen breitet sich die Wunde ohne Behandlung immer weiter aus. Es werden mehrere Typen unterschieden, abhängig von der Grunderkrankung.

Venöses Ulcus cruris

Mit 57-80% hat das venöse Ulcus den grössten Anteil an den nicht selbst abheilenden Wunden. Die Ursache des venösen Ulcus ist die eingangs beschriebene chronische venöse Insuffizienz (CVI). Patienten mit einem venösen Ulcus leiden vorgängig unter den typischen CVI Beschwerden wie Ödemen, Hautverfärbungen und Stauungsekzemen.

Arterielles Ulcus cruris

Die arterielle Durchblutung kann durch Arterienverkalkung (Arteriosklerose) verschlechtert oder ganz unterbrochen werden. Häufige Ursache für eine schlechte arterielle Durchblutung in den Beinen (paVK) sind ungesunder Lebensstil mit wenig Bewegung, sehr fettigem Essen und Übergewicht. Diabetes mellitus und Rauchen sind ebenfalls Risikofaktoren für eine paVK und somit für ein arterielles Ulcus cruris. Umgangssprachlich wird im Fall eines Ulcus bei einem Diabetiker von Diabetiker Fuss gesprochen, ist ein Raucher betroffen spricht man von Raucherfuss.

Kompressionsstrümpfe Klasse 3 für die Ulcus Therapie

Ulcus cruris neoplasticum

Beim Ulcus cruris neoplasticum handelt es sich um ein bösartiges Beingeschwür. Das offene Bein kann entweder aus einem Hautkrebs (z.B. Basalion, Melanom) heraus entstehen, oder die bösartige Geschwulst bildet sich auf einem seit mindestens 3 Jahren bestehenden Ulcus cruris.

Gemischte Form (Ulcus cruris mixtum)

Die venöse und arterielle Durchblutung sind nicht unabhängig voneinander. Venöse Ödeme können durch den Druck aufs Gewebe die arterielle Durchblutung beeinträchtigen. Oder ein Raucher kann aufgrund seiner Angewohnheit an einer paVK, gleichzeitig aber auch an einer erblich bedingten Venenschwäche leiden. Es kommt deshalb auch zu gemischten Formen des Ulcus cruris.

Epidemiologie

Venenleiden treten bei Frauen häufiger auf als bei Männern. Entsprechend sind Frauen auch vom Ulcus häufiger betroffen. Das Verhältnis beträgt 2,5:1.

Therapie

Die Therapie des Ulcus ist ein langer Prozess, der sich über Monate erstreckt. Die Betroffenen verlieren dabei oft den Mut und halten die Therapie nicht ein, die Situation verschlechtert sich erneut. Der lange Leidensweg vieler Patienten könnte aber abgekürzt werden, wenn sofort ein spezialisierter Arzt aufgesucht und die Therapie konsequent eingehalten würde.

Die Therapie ist individuell und unter anderem von der Ursache des Ulcus und der Grösse der Wunde abhängig. In den allermeisten Fällen bildet die Kompressionstherapie den Grundpfeiler in der Ulcus-Therapie.

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Durch anlegen von Kompressionsverbänden oder speziellen zweischichtigen Kompressionsstrümpfen (Ulcus-Set) wird die venöse Durchblutung verbessert. Eine bessere Durchblutung ist die Grundlage für die erfolgreiche Therapie des offenen Beins.

Die apparative intermittierende Kompressionstherapie (AIK) ist eine ergänzende Therapieform, die in der Schweiz leider viel zu selten zur Anwendung kommt. Ein Kompressionsgerät versorgt das Bein über eine aufblasbare Manschette mit zu- und abnehmender Kompression. Die Durchblutung kann dadurch stark angeregt werden, ins Gewebe ausgetretene Flüssigkeit wird aus dem Bein getrieben und die Beinumfänge normalisieren sich. Die Druckgradiente in Kapillaren und Gewebe nehmen wieder physiologische Werte an, so dass eine bessere Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen gewährleistet ist.

In Untersuchungen hat sich gezeigt, dass mit AIK behandelte Ulcera schneller und häufiger abheilen als solche ohne AIK Behandlung.

Die Wunde selbst wird zu Beginn der Therapie gesäubert. Entweder durch steriles Abwischen oder durch das Abtragen von abgestorbenem Gewebe. Anschliessend wird die Wunde mit speziellen Wundauflagen versorgt. Meist handelt es sich um feuchte Wundauflagen, die das Austrocknen des Gewebes verhindern.

Die Hauttransplantation stellt bei grossen, nicht infizierten Ulcera mit gutem Granulationsgewebe eine Therapiemöglichkeit mit grossem Zeitgewinn bei der Heilung dar. Haut vom Oberschenkel wird abgetragen und gemesht. Das meshgraft, die zu einem Netz zerschnittene Haut, wird auf der Wunde fixiert, verwächst im Idealfall schnell mit dem Granulationsgewebe und bildet die Ausgangslage für ein schnelles Hautwachstum.

Das operative Entfernen von defekten Venen wird bei venösen Ulcera häufig empfohlen. Es wird nicht nur die Heilung begünstigt, sondern auch ein Rückfall vorgebeugt. Bei einem arteriellen Ulcus kann ein Bypass an der betroffenen Stelle gelegt werden.

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Rezidivprophylaxe

Die Rezidivrate ist beim Ulcus mit über 30% sehr hoch. Das konsequente Tragen von Kompressionsstrümpfen ist die einzige Möglichkeit, erneute venöse Ulcera vorzubeugen. Die Auswahl an Kompressionsstrümpfen und Anziehhilfen ist sehr gross, sodass für jedes Bedürfnis die passenden Strümpfe gefunden werden können. Patienten sollten nicht nach dem ersten Versuch aufgeben. Allenfalls müssen verschiedene Kompressionsstrümpfe ausprobiert werden, bis die passenden gefunden werden. Dieser Aufwand lohnt sich, da mit regelmässig getragenen Kompressionsstrümpfen ein erneutes Ulcus vorgebeugt werden kann. Auch die apparative intermittierende Kompressionstherapie kann nach dem Abheilen des Ulcus weitergeführt werden. Die Prophylaxemassnahmen werden im Normalfall von Arzt verordnet.