Das Thromboserisiko ist in der Schwangerschaft stark erhöht, weshalb die meisten Schwangeren vorbeugend Kompressionsstrümpfe tragen müssen. Auch wenn die absolute Zahl an Thrombosen und allenfalls daraus entstehenden Embolien gering ist, lohnt sich die Prävention, denn die Folgen eines Blutgerinnsels können schwerwiegend sein. Durch die Schwangerschaft ist zudem die Behandlung der Thrombose erschwert.
Entstehung einer Thrombose
Im Blut und Gewebe befinden sich Enzyme und Proteine die die Blutgerinnung in Gang setzen können. Das ist lebenswichtig, denn sie sorgen dafür, dass eine blutende Wunde sofort verschlossen wird.
Manchmal kommt es aber auch im Gefäss, meist in den Beinvenen, zur Gerinnung. Der dabei entstehende Blutklumpen (Thrombos) verstopft das Gefäss. Es gibt drei Faktoren die zur Entstehung einer Thrombose führen können (Virchow-Trias).
- Endothelschäden: Beschädigung der Gefässinnenwand; z.B. durch Entzündungen, Medikamente oder Nikotin
- Störung der Hämodynamik: Verlangsamter Blutfluss; z.B. durch langes Sitzen oder bei Krampfadern
- Hyperkoagulabilität: Erhöhte Gerinnungsneigung; z.B. durch zu wenig Trinken, veränderte Blutzusammensetzung oder vererbte Faktoren
Erhöhtes Thromboserisiko in der Schwangerschaft
In der Schwangerschaft nimmt die Blutmenge der werdenden Mutter kontinuierlich zu und ist am Ende der Schwangerschaft ca. 40-50% höher als davor. Zudem nimmt der Widerstand der Gefässe zu Beginn der Schwangerschaft ab. Gegen Ende der Schwangerschaft drückt die stark gewachsene Gebärmutter auf die Beckenvenen und behindert so den Blutfluss. Diese beiden Faktoren beeinflussen die Hämodynamik. Das Blut fliesst in den Beinvenen langsamer und die Funktion der Venenklappen kann vermindert sein.
Weiter produzieren Schwangere mehr rote Blutkörperchen um das Kind mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Eine kontinuierlich steigende Gerinnungsneigung des Blutes verhindert Blutungen im Bereich der Plazenta und stoppt die Blutungen nach der Geburt. Diese Hyperkoagulabilität stellt aber auch ein erhöhtes Risiko für die Entstehung einer Thrombose dar.
Das Risiko eine Thrombose zu erleiden beträgt bei Schwangeren unter 30 ca. 1:1000, bei Schwangeren über 30 sogar 1:200, gegenüber 1:10000 bei jungen, gesunden, nicht schwangeren Frauen.
Am höchsten ist das Risiko 6 Wochen vor und nach der Entbindung.
Das erhöhte Risiko nach der Geburt ist teilweise auch auf Gefässverletzungen (Endothelschäden) während der Geburt zurückzuführen.
Weitere Risikofaktoren für eine Thrombose in der Schwangerschaft und im Wochenbett sind BMI über 25, angeborene Herzfehler, Rauchen, mehr aus 4 vorangegangene Geburten, Mehrlingsschwangerschaft, Kaiserschnitt, Immobilität von mehr als 4 Tagen und Präeklampsie.
Erschwerte Behandlung von Thrombosen bei Schwangeren
Eine Thrombose ist ein Notfall und muss sofort im Krankenhaus behandelt werden.
Um das Wachstum des Thrombus zu stoppen, bekommen Thrombosepatientinnen ein Antikoagulans (Gerinnungshemmer) verabreicht. Es sind aber nicht alle Medikamente für die Behandlung von Schwangeren geeignet und zugelassen, da sie das ungeborene Kind schädigen können. Das Medikament der Wahl ist niedermolekulares Heparin, wobei seine Wirkung bei Schwangeren aufgrund der erhöhten Blutmenge und veränderten Blutzusammensetzung verändert ist. Das macht Änderungen in der Dosierung und mehrmalige Anwendungen nötig. (1)
Weiter gehört zur Behandlung der Thrombose das Tragen von medizinischen Kompressionsstrümpfen.
Folgen einer Thrombose
Bei einer Thrombose werden die betroffenen Gefässabschnitte geschädigt. Das kann zu einem postthrombotischen Syndrom (PTS) führen. Durch die Schäden an den Gefässen kommt es über die Jahre zu Schwellungen, Hautveränderungen und Beschwerden in den Beinen.
Embolie – ein lebensbedrohlicher Notfall
Die Thrombose hat nicht nur Einfluss auf die (Gefäss-)Gesundheit des betroffenen Beins; sie kann auch zu einer lebensbedrohlichen Lungenembolie führen. Löst sich der Thrombus in der Beinvene, wird er durch die Blutbahnen weitertransportiert, bis in die Gefässe der Lunge. Dort behindert er die Durchblutung eines Teils der Lunge. Je grösser das nicht durchblutete Areal ist, desto grösser das Risiko für die Patientin. Zeichen einer Lungenembolie sind unter anderem Atemnot, Herzrasen, Schweissausbrüche, Kreislaufschwäche bis hin zum Kreislaufschock und Tod.
Zwar ist eine Lungenembolie auch in der Schwangerschaft sehr selten, dennoch ist es eine der häufigsten Todesursachen bei Schwangeren.
Thrombose in der Schwangerschaft vorbeugen
Da eine Thrombose schwerwiegende Folgen für die Gesundheit der Schwangeren und des ungeborenen Kindes haben kann, gilt auch hier: Vorbeugen ist besser als heilen!
Die allermeisten Frauen bekommen deshalb Anfang Schwangerschaft medizinische Kompressionsstrümpfe der Klasse 2 verordnet. Sie begünstigen den venösen Blutfluss und leisten so einen wichtigen Beitrag zur Thromboseprophylaxe.
Schwangere mit vorangegangener Thrombose, mit einer bekannten Veränderung der Blutkoagulabilität (z.B. Faktor-V-Leiden Mutation) oder solche mit anderen Risikofaktoren müssen auf ärztliche Verordnung zusätzlich eine medikamentöse Thromboseprophylaxe während der Schwangerschaft durchführen.
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Quellen:
- Tina Fischer, Venöse Thromboembolien in Schwangerschaft und Wochenbett, Gynäkologie 2/12 6-11, https://www.rosenfluh.ch/media/gynaekologie/2012/02/venoese_thromboembolien.pdf