Für dieses Krankheitsbild werden viele Synonyme verwendet: Kapsel-Band-Läsionen des OSG und USG, Seitenband-Riss (Aussenband-Ruptur), Bänderriss des Sprunggelenks und Sprunggelenk-Verdrehung. Aussenbandrupturen sind die häufigsten Bandverletzungen beim Menschen und hinterlassen oft eine bleibende Instabiliät. Der Aussenband-Apparat besteht aus drei einzelnen Bänder: Lig. fibulotalare anterius (LFTA), Lig. fibulocalcaneare (LFC) und Lig. fibulatalare posterius (LFTP), diese sind auf der Abbildung rechts rot markiert.
Definition
Nach einer Distorsion (Verdrehung) des Sprunggelenks kommt es zu einer partiellen oder kompletten Ruptur eines dieser Bänder. Am meisten ist das LFTA betroffen, gefolgt vom LFC. Verletzungen des LFTP sind seltener. Auch die Innenbänder können betroffen sein, was jedoch deutlich weniger häufig der Fall ist. Dies ist auf den Entstehungsmechanismus zurückzuführen: Ein forciertes Suppinations-Trauma (kraftvolles Abknicken des Fusses nach innen), seltener ein Pronations-Trauma (Knicken nach aussen) führen zur Überbelastung der Bänder, welche nun gezerrt oder gar zerrissen werden. Bänderrisse und Zerrungen am Sprunggelenk werden in vier Grade eingeteilt:
- Grad I: Nach einer Verletzung treten Schmerzen am Sprunggelenk auf. Die Bänder sind gezerrt, jedoch nicht gerissen. Es besteht keine Instabilität. Auch die Sonographie oder das Röntgen sind unfauffällig. Es liegt eine leichte Bandverletzung vor.
- Grad II: Beschreibt eine mittelschwere, partielle Bandverletzungen, wobei ein oder zwei Bänder betroffen sein können. Oft kann eine leichte Instabilität nachgewiesen werden.
- Grad III: Ist bereits eine schwere Verletzung des Sprunggelenks. Es kommt zur kommpletten Zerreissung von einem, zwei oder allen Aussenbänder, dabei entsteht eine relevante Instabilität. In 70% liegt eine 1-Band-Ruptur vor, in 25% eine 2-Band und nur in 5% sind alle Bänder davon betroffen.
- Grad IV: Komplette Bandruptur mit Fehlstellung des Fusses und hoher Instabilität ->Oft führen OSG-Verletzungen Grad IV zu komplexen Fehlstellungen mit chronischer Instabilität.
->Bei Sprunggelenkverletzungen muss immer nach einer Fraktur oder der Syndesmosenruptur gesucht werden.
Schematische Darstellung Bänderriss
Symptome und Untersuchung
Der typische Unfallhergang (Fuss knickt ein) lässt eine Verletzung der Aussenbänder meist schon erahnen. Gelgentlich ist sogar ein Knacken hörbar und es bildet sich eine Schwellung über dem Aussenknöchel. Das Sprunggelenk ist schmerzhaft und in der Bewegung eingeschränkt. Nach einigen Minuten bis Stunden bildet sich ein Hämatom (Bluterguss) und die betroffenen Aussenbänder werden berührungsempfindlich. Sofort nach dem Trauma kann die Untersuchung aufgrund der Schmerzen und Schwellung schwierig ausfallen. Nach Abschwellen soll eine exakte Stabilitätsprüfung durch eine Fachperson (z.B. Orthopäde oder Unfallchirurge) erfolgen.
Auch die Anfertigung von Röntgenbilder gehört bei Verletzungen der Aussenbänder zum Standard um Begleitfrakturen auszuschliessen. Mit Hilfe der Sonographie können Rupturen und Hämatome meist sicher diagnostiziert werden, bei Unklarheiten besteht die Möglichkeit einer Computer-Tomographie oder MRT.
Therapie von OSG-Verletzungen
Grad I und II Verletzungen können in den meisten Fällen konservativ behandelt werden. Es erfolgt die frühfunktionelle Behandlung:
- Sofort nach dem Unfall sollte das Schmema RICE* erfolgen, bis der Knöchel abgeschwollen ist. In den meisten Fällen ist das Sprunggelenk bereits nach 1-2Tagen deutlich weniger gespannt und schmerzhaft. Nun kann das OSG einer eingehenden Stabilitätsprüfung unterzogen werden.
- Damit die gezerrten oder teilgerissenen Bänder heilen können ist die Anlage einer stabilisierenden Schiene (Orthese) angezeigt. Früher wurde oft ein gespaltener Gips angelegt. Da moderne Schienen für gleiche Stabilität sorgen und deutlich mehr Einstelloptionen und Tragekomfort bieten, wird der Gips nur noch selten benötigt. Ideal für die frühfunktionelle Behandlung von Verletzungen der Aussenbänder ist die MalleoLoc Satbilorthese von Bauerfeind. Diese bietet ein Höchstmass an seitlicher (lateraler) Stabilität ohne das die Beugung eingeschränkt ist. Eine Thromboseprophylaxe ist zwar in Erwägung zu ziehen aber meist nicht notwendig.
- Für ca. eine Woche soll an Gehstöcken gegangen werden, anschliessend erfolgt ein zügiger Belastungsaufbau bis zur Vollbelastung.
- Die Sprunggelenk-Schiene soll bei Grad I Verletzungen während zwei bis vier, bei Grad II Verletzungen vier bis sechs Wochen getragen werden
- Frühzeitig kann durch die Physiotherapie eine Stärkung der Muskulatur erfolgen, auch die Wärme-Kälte-Applikation ist für viele Patienten wohltuend.
Grad III Verletzungen werden nur bei ambitionierten Sportlern operativ Behandelt, oder wenn es wiederholt zu Sprunggelenkverletzungen kommt. Bei Grad IV wird immer ein operatives Vorgehen angestrebt.
*RICE steht für Rest, Ice, Compression und Elevation und ist für die meisten Sportverletzungen anwendbar. Um das Schwellen zu verhindern sollte man ruhen, die betroffene Stelle kühlen und hochlagern und ein leichter Kompressionsverband anlegen.