Arterienverkalkung

Arteriosklerose

Die Arterienverkalkung, oder Arteriosklerose ist ein weit verbreitetes Phänomen, das über viele Jahre oder Jahrzehnte immer schlimmer wird, bis erste Symptome auftreten. Die Arterien transportieren sauerstoffreiches Blut in den Körper, welches mit grossen Druck aus dem Herz gepumpt wird. Bei der Arterienverkalkung lagern sich Fett, Thromben, Bindegewebe und auch eine kleine Mengen Kalk in der Gefässwand ab. Dadurch kommt es nach und nach zu einer Verengung der Gefässe. Fliesst weniger Blut, werden die Muskeln unzureichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, mit schwerwiegenden Folgen.

Lange kann die Verengung durch Weiterstellung der Gefässe ausgeglichen werden. Bei langsamer Entstehung können auch Umgehungskreisläufe entstehen. Mehrere kleine Arterien die sich langsam bilden (wachsen) übernehmen die Funktion des grossen, verschlossenen Gefässes. Trotz dieser körpereigenen Ausgleichmechanismen stellt die Arterienverkalkung eine ernstzunehmende Erkrankung dar, die für tausende Todesfälle pro Jahr verantwortlich ist.

Ursachen

Wie viele der Zivilisationskrankheiten wird auch die Arteriosklerose durch einen ungesunden Lebensstil begünstigt. Rauchen, fett- und kalorienreiche Nahrung, Übergewicht, hohe Cholesterinwerte, Stress, Bluthochdruck, Schilddrüsenüberfunktion, Feinstaubbelastung und nächtlicher Lärm begünstigen die Arterienverkalkung. Aber auch nicht beeinflussbare Faktoren wie Geschlecht (Männer sind häufiger betroffen), Alter, Diabetes oder erbliche Faktoren spielen bei der Entstehung von Arterienverkalkungen eine Rolle.

Vorbeugen

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Durch einen gesunden Lebensstil lässt sich die Arterienverkalkung vorbeugen. Eine gesunde Ernährung und regelmässige Bewegung sind die wichtigsten Faktoren bei der Prävention der Arteriosklerose. Regelmässige Bewegung bedeutet z.B. täglich einen Spaziergang von mehr als 20 Minuten. Andere Ausdauer- und Freizeitsportarten wie Velofahren, Schwimmen und Mannschaftssport sind ebenfalls ideal, um Verkalkungen vorzubeugen. Unter einer gesunde Ernährung wird verstanden, dass viele Ballaststoffe also Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Gemüse gegessen wird. Ungesättigte Fettsäuren sind den gesättigten oder trans-Fettsäuren vorgezogen werden. Diese finden sich beispielsweise in Nüssen, Fisch, Oliven- und Rapsöl. Gesundes Essen ist ausserdem nicht übermässig gesalzen und idealerweise nicht gebraten, grilliert, frittiert oder gebacken.

Das Rauchen sollte in jedem Fall komplett eingestellt werden, denn bereits kleinste Mengen Nikotin führen zu einer Verengung der Arterien. Aber auch eine Reduktion des Tabakkonsums ist nicht völlig wirkungslos.

Bestehen Erkrankungen welche die Arterienverkalkung begünstigen, sollten diese möglichst rasch und gut eingestellt werden. Diabetiker sollten ihren Blutzucker möglichst gut kontrollieren. Auch ein erhöhter Cholesterinwert oder Bluthochdruck lässt sich medikamentös behandeln. Die medikamentöse Behandlung ist aber keinesfalls als Legitimation zu einem weiterhin ungesunden Lebensstil zu verstehen.

Komplikationen/ Folgeerkrankungen

Die Arterienverkalkung verläuft viele Jahre symptomlos. Werden erste Anzeichen bemerkt, ist die Verkalkung schon weit vorangeschritten und es kann zu ernsthaften oder tödlichen Komplikationen kommen. Die Arteriosklerose kann in unterschiedlichen Bereichen des Körpers auftreten.

paVK

Sind die Beinarterien von Verkalkungen betroffen, spricht man von der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (paVK). Die paVK kann die Arterien des Unterschenkels oder des Oberschenkels (am häufigsten) betreffen. Die Beine schmerzen bei Belastung, später sogar im Ruhezustand. Betroffene haben Mühe längere Strecken zu gehen und müssen immer wieder Pausen machen (Schaufensterkrankheit). Wenn die Arterienverkalkung stark fortgeschritten ist, kommt es zu Hautschäden, bis hin zum Ulcus cruris arteriosum (Raucherbein). Das Beingeschwür heilt nicht mehr selbständig ab. Eine Amputation des betroffenen Beins kann nötig werden.

koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt, Angina Pectoris

Sind Herzkranzarterien von der Arterienverkalkung betroffen (koronare Herzkrankheit), ist die Angina Pectoris ein erstes, aber ernstzunehmendes Warnzeichen. Das Engegefühl in der Brust tritt anfallsartig auf und verursacht teilweise starke Schmerzen. Der Schmerz wird hinter dem Brustbein als brennend, reissend oder als krampfartiger Druck wahrgenommen und kann bis in die Schultern und Arme, sowie an den Hals und Unterkiefer ausstrahlen.

Hält die Durchblutungsstörung länger als 20 Minuten an, sterben Teile des Herzmuskels ab (Infarkt). Meist geht dem Herzinfarkt eine 20minütige Schmerzepisode voraus, die sich gleich anfühlt wie die viel kürzeren Angina Pectoris Anfälle. Häufig kommt es in Folge des Infarkts zu lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen, selbst wenn nur ein sehr kleines Areal des Herzmuskels abgestorben ist. Ca. 5 Prozent der Herzinfarkte enden tödlich.

Angina abdominalis, Darminfarkt

Der Darminfarkt kündigt sich mit starken Bauchschmerzen an, die nach 6-8 Stunden wieder nachlassen. Dieser Frieden ist allerdings trügerisch, denn in der Folge kommt es zu einer Bauchfellentzündung und einem Schock.

Auch der Darminfarkt kündigt sich häufig an. Nach dem Essen treten kollikartige Schmerzen auf. Die sogenannte Angina abdominalis ist ein ernstzunehmendes Warnzeichen für eine Arterienverkalkung in Baucharterien.

Schlaganfall, Demenz

Der Schlaganfall ist eine schlagartig auftretende Unterversorgung des Gehirns mit Blut, ausgelöst durch eine Durchblutungsstörung. Sterben dabei Hirnareale ab, spricht man auch von einem Hirninfarkt. Die Folge eines Schlaganfalls sind oft schwerwiegend. Sprachstörungen, Bewegungseinschränkungen und Lähmungen sowie eine beeinträchtigte kognitive Leistung sind häufige Folgen des Schlaganfalls.

Im Zusammenhang mit Arterienverkalkung wird auch immer wieder von Demenz berichtet. Denn auch wenn kein Schlaganfall auftritt, schränkt die Arteriosklerose der Halsschlagadern die Blutzufuhr zum Hirn ein und es kommt zu einer Einschränkung der Gehirnleistung, insbesondere des Erinnerungsvermögens.

Aneurysma

Die Arterienverkalkung führt nicht immer zu einer Verengung der Blutgefässe. Die arteriosklerotischen Veränderungen schädigen die Gefässwand, es kommt zu einer sackförmigen Ausweitung. Das Aneurysma selbst verursacht in vielen Fällen keine Beschwerden und stellt häufig eine Zufallsdiagnose dar. Gelegentlich verursachen Aneurysmen Bauch- oder Rückenschmerzen, oder verursachen Lähmungserscheinungen im Gesicht, abhängig von der Lokalisation des Aneurysmas. Kommt es zu einer Ruptur des Aneurysmas kann das schwerwiegende Folgen haben. Starke innere Blutungen können zum Tod führen, während schon kleine Hirnblutungen bleibende Schäden verursachen können.

Ist das Aneurysma in kleineren Gefässen der unteren Extremitäten lokalisiert, sind Thrombosen eine häufig gefürchtete Komplikation. An der geschädigten Gefässwand können sich Blutgerinnsel bilden, welche abreissen und ganze Blutgefässe verstopfen können.

Therapie

Die Therapie der Arteriosklerose entspricht teilweise den Präventionsmassnahmen. Durch einen gesunden Lebensstil und der gezielten Kontrolle von begünstigenden Erkrankungen kann eine weitere Arterienverkalkung gebremst werden. Treten bereits Beschwerden auf, oder ist es zu lebensbedrohlichen Verengungen von Herz- oder Hirnarterien gekommen, stehen operative Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.

Ballondillatation und Stentimplantation: Durch einen Schnitt an der Leiste- oder Armbeuge wird ein Ballonkatheter in die Gefässe eingeführt und zu der durch Arterienverkalkung verengten Stelle im Gefäss weitergeschoben. Dort wird der Katheter aufgepumpt um das Gefäss zu erweitern. Damit sich das Gefäss nach dem Entfernen des Ballonkatheters nicht wieder verengt, wird ein sogenannter Stent in das Gefäss implantiert. Das Netz aus Edelstahl hält das Gefäss offen, bildet aber auch ein erhöhtes Thromboserisiko, weshalb im Anschluss an die Stentimplantation lebenslang ASS (Thrombozytenaggregationshemmer) eingenommen werden müssen.

Bypass: Bei der Bypassoperation wird die natürliche Entstehung eines Umgehungskreislaufs nachgeahmt. Um die verengte Stelle wird ein körpereigenes Gefäss (meist eine Beinvene) oder ein künstliches Gefäss gelegt. Es setzt am noch gesunden und durchgängigen Teil der Arterie vor dem Verschluss an und mündet hinter dem Verschluss in einen gesunden Teil des Gefässes.

Endarteriektomie: Bei symptomatischen Arterienverkalkungen der Halsschlagadern oder der Beinarterien (paVK) kommt die Endartereiktomie relativ häufig zur Anwendung. In einer Operation wird die betroffene Arterie freigelegt und abgeklemmt. Nach dem Eröffnen der Arterie können die Verkalkungen ausgeschabt werden und das Gefäss wird wieder verschlossen. Um Verengungen zu vermieden kann in das Gefäss ein Patch aus Kunststoff oder einer körpereigenen Vene eingesetzt werden.

Kompressionstherapie bei Ulcus cruris arteriosum: Kommt es in Folge der Arterienverkalkung zu einem Ulcus cruris arteriosum stellt sich immer wieder die Frage, ob eine Kompressionstherapie durchgeführt werden darf oder nicht. Während die paVK lange Zeit als klare Kontraindikation für eine Kompressionstherapie angesehen wurde, haben neuere Untersuchungen und die Erfahrung gezeigt, dass die Kompressionstherapie auch bei paVK eingesetzt werden kann. Eine engmaschige Kontrolle durch den Arzt ist sicherzustellen und der Patient muss die verordneten Kompressionsstrümpfe selbst anziehen und deren korrekten Sitz überprüfen können. Auch die apparative intermittierende Kompression kann bei gewissen Ulcus cruris arteriosum angewendet werden, wenn eine strenge Kontrolle durch den Arzt erfolgt.