Schulterluxation

Schulterluxation

Die Schulter ist das Gelenk mit dem grössten Bewegungsumfang und entsprechend anfällig für Ausrenkungen (Schulterluxation). Meist kann der Arzt das Gelenk durch ein geschicktes Manöver wieder einrenken. Ob das Gelenk langfristig wieder stabil wird, hängt vor allem davon ab, ob Begleitverletzungen bestehen und ob die Nachbehandlung korrekt durchgeführt wird. Verletzungen der Gelenklippe werden bei jüngeren Patienten operiert. Nach dem Einrenken oder der OP wird die Schulter für 2 Wochen ruhiggestellt. Um bleibende Bewegungseinschränkungen durch Kapselschrumpfungen vorzubeugen, wird das Gelenk in der Physiotherapie bald wieder bewegt.

Anatomie der Schulter

Etwa die Hälfte aller Ausrenkungen betreffen die Schulter. Das ist der speziellen Anatomie des Gelenks geschuldet. Das Kugelgelenk hat eine sehr flache Gelenkpfanne, die schmaler ist als der Oberarmkopf. Ein Knorpelring vergrössert die Auflagefläche etwas. Damit der Gelenkkopf nicht aus der Pfanne rutscht, ist er durch die Muskeln der Rotatorenmanschette zentriert. Die grosse Bewegungsfreiheit des Gelenks ist aber gewünscht. Nur dank dieser Freiheit kann man den Arm in alle Richtungen bewegen.

Anatomie Schulter
Anatomie Schulter

Ausrenkung des Schultergelenks

Die Schulter kann in jede Richtung ausrenken. In den allermeisten Fällen handelt es sich aber um eine anteriore Luxation, also eine Ausrenkung nach vorne. Häufig betroffen sind etwa Handballer, die auf den seitlich abgespreizten Arm stürzen oder von vorne einen Schlag auf den ausgestreckten Wurfarm erhalten. Auch Stürze beim Skifahren stellen ein Risiko dar. Fast alle Schulterluxationen sind auf einen Sportunfall zurückzuführen.

Bei Personen über 50 Jahren kann auch eine eher geringe Krafteinwirkung, z.B. bei einem Sturz ausreichen für eine Luxation. Voraussetzung ist eine mangelhafte Stabilisierung durch eine schlecht trainierte Rotatorenmanschette. Eine habituelle Luxation durch angeborene Erkrankungen oder Fehlbildungen ist sehr selten.

Rezidivierende Luxation

Wird eine Schulterluxation nicht korrekt behandelt, kann eine erhöhte Luxationsneigung bestehen bleiben. Die Schulter renkt dann immer wieder aus, ganz ohne grosse Krafteinwirkung von aussen. Diese Instabilität des Gelenks ist für Betroffene mit einem Gefühl der Unsicherheit verbunden, weil die Schulter jederzeit selbst bei kleiner Belastung herausspringen kann. Instabilität im Gelenk ist zudem ein Risikofaktor für die Entstehung von Arthrose.

Symptome der Schulterluxation

Renkt die Schulter aus, ist das schmerzhaft und der Arm lässt sich nicht mehr bewegen. Der Betroffene nimmt oft eine Schonhaltung mit leicht abgespreiztem Arm ein. Die Schulter verliert zudem ihr rundes Erscheinungsbild, sodass die Ausrenkung von aussen sichtbar ist.

Mögliche Begleitverletzungen

Bei einer Schulterluxation wird immer auch die Gelenkkapsel verletzt. Weitere Begleitverletzungen können sein:

  • Bankart-Läsion: Reisst der Knorpelring der Gelenkspfanne, steigt das Risiko für rezidivierende Luxationen.
  • Hill-Sachs-Läsion: Eine Verletzung des Knochens am Oberarmkopf.
  • Rotatorenmanschettenruptur: Vor allem bei älteren Patienten können Sehnen der Rotatorenmanschette durch die Überdehnung beim Ausrenken reissen.
  • Schäden an Gefässen und Nerven: Verschiebt sich das Gelenk, kann es immer auch zur Einklemmung von umliegenden Nerven und Gefässen kommen. Durch eine schnelle Einrenkung des Gelenks, können bleibende Schäden an den Nerven vorgebeugt werden.

Schultergelenk einrenken

Einmal kräftig Ziehen am Arm und schon ist alles wieder gut? Nein! Ein ausgerenktes Gelenk gehört in die Hände eines Arztes. Er kann die Ausrenkung korrekt diagnostizieren und kennt die geeigneten Manöver um das Gelenk möglichst schonend wieder in seine Position zu bringen. Muskelentspannende Medikamente, Schmerzmittel und allenfalls eine kurze Narkose machen die Reposition der Schulter für den Patienten erträglich. Durch Röntgenkontrollen und die Überprüfung der Motorik und Sensibilität werden Begleitverletzungen rechtzeitig erkannt.

Eine Ausnahme stellen Patienten mit rezidivierender Schulterluxation dar. Sie können vom Arzt geeignete Techniken erlernen um das Gelenk selber wieder einzurenken. Die einfachste Methode die immer und überall angewendet werden kann, ist die Selbstreposition nach Aronen. So geht’s:

  • Hinsitzen.
  • Knie auf der Seite der luxierten Schulter anwinkeln und mit verschränkten Händen umschliessen.
  • Mit entspanntem, runden Rücken langsam zurücklehnen.
  • Den Hals langsam nach hinten überstrecken.
  • Die Schultern dabei entspannt lassen, damit sie nach vorne gleiten können.

Auch wenn es gelingt die Schulter selbständig einzurenken, ist ein Besuch beim Arzt angezeigt, um sich auf allfällige Begleitverletzungen untersuchen zu lassen.

Achtung: Sowohl bei der Reposition durch den Arzt, wie auch beim selbständigen Einrenken der Schulter darf keine Gewalt ausgeübt werden. Alle Bewegungen sind immer langsam und kontrolliert durchzuführen. Ruckartige Bewegungen sind absolut tabu.

Operation nach Schulterluxation

Wenn sich die Schulter nicht einrenken lässt, oder Begleitverletzungen bestehen, ist eine Operation die Therapie der Wahl. Die Operation erfolgt meist arthroskopisch, also durch kleine „Schlüssellöcher“.

Häufige Operationen bei Schulterluxation sind die Refixation der Gelenklippe und die Stabilisierung der Schulter durch das Versetzen des Rabenschnabelfortsatzes (Latarjet-OP), bei rezidivierender Luxation.

Die richtige Nachbehandlung der Schulteroperation ist entscheidend, um das Operationsergebnis zu sichern. Die Nachbehandlung sieht in der Regel gleich aus, wie wenn nach der Luxation nicht operiert wird.

Da das versetzte Knochenstück bei der Latarjet-Operation mit schrauben fixiert wird, ist das Ergebnis sofort stabil. Entsprechend kann sich hier die Dauer der Nachbehandlung verkürzen.

Nachbehandlung der Schulterluxation und Schulter OP

Gelingt es die Schulter einzurenken und bestehen keine weiteren Verletzungen, ist keine Operation notwendig. Der wichtigste Teil der Therapie beginnt aber ohnehin erst nach dem Einrenken resp. der Operation. Durch eine ideale Kombination von Stabilisieren und Mobilisieren wird der Heilungsprozess ermöglicht, ohne bleibende Einschränkungen zu riskieren.

Schulter Seilzug
Mit dem Schulterseilzug lässt sich die Schulter ohne Kraftaufwand mobilisieren.
Fittube
Im späteren Verlauf wird die Muskulatur gestärkt, z.B. mit einem Fit-Tube.

Schmerzmittel und Coolpacks können die Beschwerden in den ersten Tagen nach dem Unfall lindern.

In den ersten 2 -3 Wochen nach der Luxation wird die Schulter mit einem Gilchristverband oder eine Schulterorthese ruhiggestellt. So früh wie möglich wird mit Physiotherapie begonnen, um die Beweglichkeit der Schulter und auch des Ellenbogens möglichst aufrecht zu erhalten und bleibende Versteifungen durch eine Kapselschrumpfung vorzubeugen. Ganz zu Beginn der Physiotherapie liegt der Fokus auf dem Ellenbogen und der Hand. Erst später wird die Schulter aktiv in die Therapie mit einbezogen.

Aussenrotationen über 0° sind in den ersten 6 Wochen nicht gestattet.

In der Rehabilitationsphase wird die Kraft der Rotatorenmanschette aufgebaut, um das Gelenk sicher zu stabilisieren.

2-3 Monaten nach einer Schulterluxation darf man bereits wieder leichte körperliche Arbeiten ausführen und Sport betreiben. Mit Kontaktsportarten und Sportarten mit erhöhtem Strutzrisiko, muss 6-9 Monate zugewartet werden.

Ruhigstellungsorthesen und Bandagen für die Schulter

Die Schulter wird durch die Fixation des 90° angewinkelten Unterarms vor dem Rumpf ruhiggestellt. Dazu stehen Orthesen und Fixationsbandagen mit Schulterschlinge, sowie Orthesen mit Bauchgurt zur Verfügung.

Schulter-Fixationsbandage BraceID

Die Schulterbandage von BraceID stützt den Unterarm mit einer flauschig weichen Tasche. Sie lässt sich im vorderen Bereich mit einem Druckknopf öffnen, damit man den Arm einfach in die Bandage legen kann. Um Bewegungen der Schulter zuverlässig zu verhindern, ist die Schulter-Fixationsbandage mit einem Schultergurt und einem Rumpfgurt ausgestattet. Der weich gepolsterte Schultergurt trägt den Arm, während der Rumpfgurt Rotationsbewegungen verhindert.

OmoLoc Schulterorthese

Die OmoLoc kommt ganz ohne Schultergurt aus und beugt so Fehlbelastungen der gesunden Schulter vor. Unter- und Oberarm werden mit 2 resp. 1 Schlaufe an einem breiten Bauchgurt fixiert. Da sich die Armschlaufen frei am Bauchgurt positionieren lassen, passt sich die Orthese optimal an die individuellen Bedürfnisse an. Der Beugewinkel kann zwischen 90-100° eingestellt werden.

OmoBasic Schulterbandage von Bort

Die Schulterbandage von Bort ist aus einem breiten, weich gepolsterten Material gefertigt. Der komfortable Schultergurt trägt den Arm sicher und ist besonders sanft zur Schulter. Ein Steg, der am Unterarm zwischen den beiden Teilen des Schultergurts angeklettet wird, verhindert ein Verrutschen des Gurts.

Optional ist die OmoBasic mit einem Thoraxgurt erhältlich. Der weiche Brustgurt wird um Oberarm und Brustkorb getragen, um die Bewegungsfreiheit der Schulter maximal einzuschränken.

Da sich der Thoraxgurt und der Unterarm-Steg abnehmen lassen, kann man die Schulterorthese stets an den voranschreitenden Heilungsverlauf anpassen. Die Bewegungsfreiheit wird nach und nach vergrössert.

OmoBasic nach Gilchrist für Kinder

Die Bort Schulterbandage für Kinder ist angenehm zu tragen und wird dank dem blau-orangen Design von Kindern gut akzeptiert. Sie umschliesst den Ellenbogen und die Hand zuverlässig, um dem Arm eine komfortable Auflage zu bieten. Der weich gepolsterte Schultergurt ist auf der Seite des verletzten Arms gespalten und verläuft vor und hinter dem Arm für eine optimale Gewichtsverteilung. Ein hinter dem Rücken hindurch geführter Gurt sorgt für eine sichere Ruhigstellung.