Das Lymphödem

Lymphödem

Ursachen

Das Lymphödem ist eine Schwellung des Gewebes, welche auf die verminderte Transportfähigkeit des Lymphsystems zurückzuführen ist. Bei einem primären Lymphödem ist die Ursache für die Wassereinlagerung nicht bekannt. Es wird davon ausgegangen, dass eine Fehlbildung der Lymphgefässe oder eine zu geringe Anzahl Gefässe für den unzureichenden Lymphtransport verantwortlich sind.

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Beim sekundären Lymphödem ist ein äusserer Einfluss Auslöser des Ödems. Verletzungen, bösartige Erkrankungen, Infektionen oder Pilzerkrankungen können Auslöser sein. Nach Operationen, vor allem nach Brustkrebsbehandlungen kann ein Lymphödem auftreten. Manchmal sind es auch ganz unscheinbare Ereignisse wie ein Insektenstich, welche die Erkrankung entstehen lassen.

Betroffen sind hauptsächlich Frauen, selten Männer und in den wenigsten Fällen bereits Kinder.

Symptome und Stadieneinteilung

Die ersten Symptome des Lymphödems sind Schwere- und Spannungsgefühl, Kribbeln bis hin zu leichter Taubheit, schnelle Ermüdbarkeit der betroffenen Extremität, Hautveränderungen und Verfärbungen und geschwollene Fuss- oder Handrücken. Diese Symptome können bereits im Latenzstadium (Stadium 0) auftreten.

Im reversiblen Stadium (Stadium 1) ist eine weiche, eindellbare Schwellung klares Anzeichen eines Lymphödems. Werden die betroffenen Gliedmassen hochgelagert bildet sich das Ödem zurück.

Anders im irreversiblen Stadium (Stadium 2). Die Schwellung bildet sich nicht mehr von selbst zurück. Der unzureichende Abtransport von Eiweiss und anderen lymphpflichtigen Stoffen führt zur Bildung von neuem Bindegewebe. Es bilden sich Verhärtungen (Fibrose, später Sklerose) im Bereich des Ödems.

VASOprime Kompressionstherapie

Nimmt das Lymphödem extreme Masse an spricht man von Elephantiasis (Stadium 3). Die Haut verhärtet und bildet warzenförmige Wucherungen. Durch die extreme Volumen- und Gewichtzunahme der Extremitäten ist die Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Das Risiko für ein Lymphangiosarkom, ein Tumor der ausschliesslich auf Lymphödemen wächst, steigt.

Komplikationen

Wird das Lymphödem nicht behandelt nehmen die Schwellungen immer mehr zu und auch die Haut wird geschädigt. Verfärbungen, Trockenheit und Schuppung sind die Folge. Eiweiss wird vom Lymphsystem nicht mehr in ausreichendem Masse abtransportiert, sodass es sich einlagert (Proteoglykane). Entzündungen des betroffenen Gewebes führen zu Verhärtungen (Fibrose). Das neu entstandene Bindegewebe wuchert und verfestigt das Ödem. Durch das gestörte Immunsystem der Haut wird die Anfälligkeit für Hautpilz und Wundrosen (Erysipel) erhöht.

Diagnose

stemmer-zeichen

Die Diagnose des Lymphödems wird durch Erhebung der Krankengeschichte und klinische Untersuchungen gestellt. Eine typische Untersuchung ist der Versuch die Haut an den Zehen anzuheben. Gelingt dies nicht spricht man vom Stemmer-Zeichen. Auch eine quaderförmige Schwellung der Zehen (Kastenziechen) ist ein Anzeichen für ein Lymphödem. Eine weitere Untersuchungsmöglichkeit, die jeder auch selbst durchführen kann: Die Schwellung mit dem Finger für ca. 10 Sekunden eindrücken. Bildet sich die Delle nicht sofort nach Druckentlastung zurück ist das ein Anzeichen für eine Lymphödem. Weitere Diagnosemöglichkeiten sind die Ultraschalluntersuchung und die Lympscintigraphie.

Behandlung

Das Lymphödem ist nicht heilbar, aber behandelbar. Da die Krankheit ohne Behandlung immer weiter fortschreitet ist eine möglichst frühe Diagnose und Behandlung des Lymphödems unabdingbar, zuwarten verschlechtert die Situation unnötig. Denn Schwellungen im Stadium 1 lassen sich noch relativ problemlos in den Griff bekommen, während Fibrosen wie sie im Stadium 2 auftreten kaum mehr rückgängig gemacht werden können.

Die einzige anerkannte Behandlungsmöglichkeit bei Lymphödemen ist die komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE). Sie setzt sich aus folgenden Pfeilern zusammen:

  • lymphdrainageLymphdrainage: Bei der Lymphdrainage wird die Lymphe durch Massage aus dem Gewebe in die Lymphgefässe getrieben. Zudem wird die Lymphmotorik angeregt. Durch die erhöhte Aktivität der Lymphkapillaren wird die Flüssigkeit schneller abtransportiert. Neben der manuellen Lymphdrainage (MLD) kommt immer häufiger auch die Apparative Intermittierende Kompressionstherapie (AIK) zur Anwendung, welche kostengünstiger ist und sich in vielen Studien sogar als wirkungsvoller erwiesen hat als MLD.
    Ein Kompressionsgerät erzeugt durch auf- und abblasen einer Manschette eine wechselnde Kompression. Ähnlich wie bei der MLD wird die Aktivität der motorischen Lympheinheiten angeregt. Flüssigkeit wird aus dem Gewebe in Richtung der gesunden Lymphgefässe verschoben. Bei regelmässiger Anwendung von AIK kann die Anzahl MLD-Sitzungen reduziert werden. Für die persönliche Anwendung konzipierte AIK-Geräte wie das VASOprime wave4 ermöglichen es, die Therapie selbständig zu Hause durchzuführen. Der behandelnde Arzt instruiert seine Patienten wie die AIK im individuellen Fall durchgeführt wird und wie das bestehende Therapiekonzept angepasst werden kann.
  • Kompressionstherapie: In der ersten Behandlungsphase (Entstauung) legt der Therapeut dem Patienten nach der Lymphdrainage zweilagige, kurzzugige Kompressionsverbände an. Der Druck verhindert erneute Flüssigkeitsansammlungen. In einer zweiten Therapiephase (Erhaltung) werden die Verbände durch lymphologische Kompressionsstrümpfe ersetzt. Meist sind es flachgestrickte Kompressionsstrümpfe welche mindestens die Kompressionsklasse 2 aufweisen.
  • Hautpflege: Lymphödem-Patientinnen sind häufig von Hautproblemen betroffen. Eine gezielte, regelmässige Hautpflege ist deshalb wichtig. Es sollten immer Produkte ohne Konservierungsstoffe angewendet werden die vom Arzt oder Apotheker empfohlen wurden. Achtung bei selbstgekauften Produkten, auch Naturmedizin, diese können häufig Ausschläge und Reizungen verursachen.
  • Gewichtskontrolle: Das Lymphsystem wird durch Übergewicht zusätzlich belastet. Durch gesunde Ernährung und Bewegung sollte das Normalgewicht angestrebt werden.
  • Entstauungsübungen, Sport: Bewegung regt das Lymphsystem an. Tägliche Spaziergänge, Gymnastikübungen, Schwimmen und Radfahren sind bei einem Lymphödem ideal. Spezielle Entstauungsübungen können die Lymphangiome zusätzlich anregen. Vorsicht geboten ist bei Sportarten mit ruckartigen Bewegungen und grossen Belastungen für die betroffenen Extremitäten. Tragen Sie während dem Bewegungsprogramm Kompressionsstrümpfe oder Verbände.

Weitere Massnahmen

Die Behandlung kann bei einem Lymphödem im Stadium 1 ambulant erfolgen. Bei sehr jungen Patientinnen und bei einem Lymphödem im Stadium 2 ist meist ein Klinikaufenthalt in einer Lymphklinik oder in einer spezialisierten Abteilung einer Allgemeinklinik angezeigt. Dort füllt die Behandlung den ganzen Tag aus. Neben Lymphdrainage werden die Betroffenen instruiert wie sie sich gesund ernähren können, machen täglich Gymnastikübungen, werden in der Hautpflege und Selbstbehandlung angeleitet und psychologisch betreut.

Besonders junge Patientinnen profitieren vom Kontakt mit anderen Lymphödem-Patientinnen und gewinnen neues Selbstvertrauen. Durch die guten Therapieerfolge mit grosser Volumenabnahme, welche meist in der dritten Woche einsetzen werden Betroffene ausserdem motiviert, die Kompressionstherapie auch nach dem Klinikaufenthalt konsequent weiterzuführen.

Lymphödem- Patienten sollten gut auf sich achten und körperliche Überanstrengung vermeiden. Folgende Tipps können Komplikationen und Beschwerden vorbeugen:

  • Lockere Kleidung tragen, Schuhe (Spezialschuhe) wählen die nicht einschneiden
  • Bei Armlymphödem keine Armbanduhr, Fingerringe und Ketten tragen
  • Die Haut regelmässig pflegen und schützen, beim Nägelschneiden vorsichtig sein und Verletzungen vermieden
  • Darauf achten, dass bei Arztbesuchen keine Blutentnahme, Blutdruckmessung oder Akupunktur an den betroffenen Gliedmassen durchgeführt wird
  • Wärmeeinwirkung (Solarium, Sauna, Fango) vermieden, möglichst nicht in warme Gebiete reisen
  • Auf Reisen Pausen einplanen und sich regelmässig bewegen
  • Hautverletzungen durch Haustiere, Küchenmesser, Gartengeräte, Dornen etc. vermeiden
  • Keilkissen oder Spezialkissen zur leichten Hochlagerung der betroffenen Gliedmassen

Lymphe besteht hauptsächlich aus Wasser und Eiweiss, bildet also einen idealen Nährboden für Keime. Lymphödem-Patienten sollten deshalb jegliche Verletzungen der Haut vermeiden. Kommt es trotzdem einmal zu einem Schnitt unbedingt desinfizieren und allenfalls den Arzt aufsuchen, um sich Antibiotika verschreiben zu lassen. Auf Reisen empfiehlt es sich immer vorsorglich Antibiotika mitzuführen.

Wir wünschen Ihnen viel Kraft für eine erfolgreiche Therapie!


Weiterführende Informationen und Links

  • Sanihaus – für eine gezielte Behandlung (kostenlose ärztliche Beratung)